Siemens erhält Zuschlag für Wiens vollautomatische U-Bahn

Archivbild: Nachbau einer künftigen U5-Station in eimem Infocenter der Wiener Linien
Archivbild: Nachbau einer künftigen U5-Station in eimem Infocenter der Wiener Linien(c) Wiener Linien / Johannes Zinner (Johannes Zinner)
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Siemens hat sich gegen den Konkurrenten Bombardier durchgesetzt. Bis zu 45 Züge werden bis 2030 für die U5 in Wien gebaut. Auftragsvolumen: bis zu 550 Millionen Euro.

Die neuen vollautomatischen Züge der Wiener U-Bahn werden von Siemens gefertigt. Die Österreich-Tochter des deutschen Unternehmens hat den Zuschlag für den Großauftrag erhalten. An der Ausschreibung hatte sich auch der kanadische Bombardier-Konzern beteiligt. 34 Züge sind fix bestellt, wobei es eine Option auf insgesamt 45 Garnituren gibt. Sie werden sowohl automatisch - also ohne Fahrer - auf der künftigen Linie U5 (frühestens ab 2023) als auch mit Fahrpersonal unterwegs sein können. Das bedeutet, dass auch ein Einsatz auf allen anderen Linien mit Ausnahme der U6 möglich ist.

Das neue Modell soll sukzessive die alten Silberpfeile ersetzen. Wie dessen Nachfolger, der sogenannte V-Wagen, werden auch die neuen Garnituren durchgängig begehbar, barrierefrei, klimatisiert und videoüberwacht sein. 

Das Auftragsvolumen des U-Bahn-Deals umfasst bis zu 550 Millionen Euro. Wie der Sprecher der Wiener Linien im APA-Gespräch betonte, werden davon rund 70 Prozent in die Züge und 30 Prozent in die Instandhaltung fließen. Denn wie bereits bei der Erneuerung der Bus- und Straßenbahnflotte, wurde auch für die neuen U-Bahnzüge ein Instandhaltungsvertrag mit ausgeschrieben.

Die laufende Wartung soll laut den Verkehrsbetrieben zwar weiterhin mit eigenem Personal erledigt werden, aber im Auftrag und auf Risiko des Herstellers. "Wir erwarten uns dadurch höchste Sorgfalt bei der Konzeption und Verarbeitung der Fahrzeuge, von der unsere Fahrgäste auf lange Zeit profitieren werden", erklärte Günter Steinbauer, der Geschäftsführer der Wiener Linien, in einer der APA übermittelten Stellungnahme.

Der erste neue Zug könnte bereits ab 2020 über die Gleise des Wiener Untergrunds rollen - jedenfalls für Testfahrten mit Fahrer, wie es hieß. Die gesamte Tranche soll bis 2030 geliefert werden. Gebaut werden die Züge im Wiener Werk.

Laut Wiener Linien ist die Vergabe an Siemens das Ergebnis einer 2015 gestarteten europaweiten, zweistufigen Ausschreibung. Man habe das - inzwischen auch gesetzlich vorgeschriebene - Bestbieterprinzip angewendet, bei dem nicht nur der Preis, sondern auch diverse Qualitätskriterien betrachtet würden.

Die Bewertung der Angebote erfolgte anhand eines "klar definierten und transparenten Punktesystems", wie versichert wurde. Dieses sei den Bietern im Vorfeld bekannt gewesen. Zudem sei der gesamte Vergabeprozess von externen Vergabejuristen begleitet worden. Die Wiener Linien lobten das gute Preis-Leistungs-Verhältnis des Siemens-Offerts.

Harter Konkurrenzkampf

Im öffentlichen Verkehr liefert sich Siemens einen harten Konkurrenzkampf mit Bombardier: Erst im Vorjahr hat Siemens einen wichtigen Auftrag für ÖBB-Garnituren an den kanadischen Rivalen verloren. Es ging um insgesamt 1,8 Milliarden Euro.

Siemens muss im österreichischen Bahnzentrum, in dem das weltweite Siemens-Geschäft mit Schienenfahrzeugen für Personennahverkehr und Reisezugwagen gebündelt ist, 1200 der insgesamt 10.200 Mitarbeiter in Österreich beschäftigen. Das gelingt auch - mit einer ganzen Reihe von Orders aus dem Ausland.

U-Bahnausbau

Ab 2023 wird die türkise Linie U5 - die ohne Fahrer vollautomatisch unterwegs sein wird - die neu zu errichtende Station Frankhplatz/Altes AKH mit dem Karlsplatz verbinden. Neue Gleise werden nur bis zum Rathaus verlegt. Denn von dort zum Karlsplatz nutzt die türkise Linie jene Schienen, auf denen derzeit noch die Linie U2 unterwegs ist. Die lila Linie wird im Gegenzug vom Rathaus bis zum Matzleinsdorfer Platz verlängert, wobei sie an den Stationen Neubaugasse, Pilgramgasse und Reinprechtsdorfer Straße hält.

APA

(APA/Red.)

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