"Daheim in Österreich": ORF sieht "keinen Quotenabsturz"

Eva Pölzl, Lukas Schweighofer präsentieren "Daheim in Österreich" aus den Bundesländern.
Eva Pölzl, Lukas Schweighofer präsentieren "Daheim in Österreich" aus den Bundesländern.ORF
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Sendungsmacher Brunhofer verteidigt die neuen Sendungen, die vier Millionen Euro Einsparungen bringen sollen. Publikumsrätin Blimlinger bemängelt "Zwergerlfernsehen in jedem Bundesland".

Die "Day-Time" auf ORF 2 entwickle sich noch, das hat der für die Nachmittagsschiene Verantwortliche, Roland Brunhofer, am Dienstag im ORF-Publikumsrat betont. Im kommenden Jahr rechne er mit rund vier Millionen Euro Ersparnis durch die Umstellung aufs mobile Senden aus den Bundesländern. Und was die Quoten betreffe, gebe es keinen Anlass, von einem Absturz zu reden.

Von einigen Publikumsräten hatte es zuvor kritische Anmerkungen gegeben. Namentlich die Grüne Vertreterin Eva Blimlinger zeigte sich besorgt: Ihr sei zu Ohren gekommen, dass die Quote "dramatisch" zurückgegangen sei. "Ich fürchte, wenn das so weitergeht, wird das wie ORF eins enden." Auch inhaltlich war sie nicht zufrieden mit dem Format: Regionalisierung sei zu begrüßen, "aber nicht als Zwergerlfernsehen in jedem Bundesland".

Davon wollte der resolute Brunhofer nichts wissen. Die Morgen- und Mittagsausgaben entwickelten sich prächtig bzw. nach Plan, führte er in seinem Vortrag aus. "Daheim in Österreich" liege derzeit zwar unter dem Jahresschnitt 2017 für das frühere "Heute Leben", aber "in etwa auf dem Niveau von August 2016" und "knapp unter dem exakten Vergleichszeitraum 2016". Die Entwicklung sei "keinesfalls in irgendeine Richtung Besorgnis erregend". "Ja, es gab nach den ersten Wochen einen Rückgang von rund drei Prozentpunkten. Mehr ist es nicht. Wir reden hier nicht von einem Quotenabsturz."

Frühstücksfernsehen sei nun "Erfolgsgeschichte"

Auch beim Start von "Guten Morgen Österreich" habe "man versucht, alles madig zu machen und gleich totzureden", nun sei das Format eine "Erfolgsgeschichte". Was die kolportierten zahlreichen Seherbeschwerden angeht, zeigte er sich ebenfalls gelassen: Veränderungen würden das Publikum eben zwangsläufig irritieren. Außerdem, versicherte Brunhofer den Räten, sei man mitten drin in weiteren Planungen für die Tagessendungen, die er als "Gesamtgefäß" betrachtet wissen will. Das wiederum ließ so manchen Publikumsrat mutmaßen, der ORF habe die Neuerung konzeptlos umgesetzt - was Brunhofer bestritt: "Ich habe ein Konzept." Und er strebe eine Marktanteilssteigerung an: "Mit der Zielvorgabe, vier Millionen zu sparen und die Quote zu halten, gebe ich mich nicht zufrieden." Im Übrigen sei die werbetreibende Wirtschaft hoch zufrieden mit den neuen Flächen.

ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz startete seinen Bericht an das Gremium mit einer Breitseite gegen die deutsche Konkurrenz, zuvorderst ProSiebenSat.1. Die Gruppe komme am deutschen Heim-Markt verstärkt unter Druck, daher würden "örtliche Vertreter der Gruppe die Angriffe auf den ORF in ihrer Radikalität verstärken", sieht er den ORF unter Beschuss, etwa durch das medienpolitische "Weißbuch" des Verbands Österreichischer Privatsender. Der ORF will dem etwas entgegensetzen und arbeitet an einem "Konzept für den Medienstandort Österreich", in dem ein "Schulterschluss" nationaler Player ins Zentrum gerückt werden soll. An guten Nachrichten für die Publikumsräte hatte Wrabetz unter anderem die umfangreichste Wahlberichterstattung jemals im Gepäck, den Erwerb der ÖSV-Rechte oder einen starken Kultursommer. Außerdem arbeitet der ORF an einem Relaunch der Tvthek, voraussichtlich im 1. Quartal 2018. Auch zur Urlaubs-Causa Kern/Leitner musste Wrabetz Stellung nehmen.

Der Publikumsrat beschloss am Dienstag noch eine Resolution, in der eine Fernsehsendung für alle Volksgruppen auf ORF 2 oder ORF III gewünscht wird - mit besonderer Betonung der in Wien ansässigen Minderheiten (Roma, Tschechen, Slowaken) und mindestens eine halbe Stunde pro Woche lang.

(APA)

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