Je schwächer die SPÖ wird, desto stärker ist der parteiinterne Einfluss der Gewerkschaften. Wer neuer ÖGB-Chef wird, entscheidet der Flügelkampf rund um Rot-Blau.
Wien. Rot-Blau, ja oder nein? Wird Christian Kern nach der Wahl noch SPÖ-Parteichef sein – oder soll doch Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil übernehmen? Wie soll sich die SPÖ inhaltlich ausrichten? Wer wird Michael Häupl in Wien als Bürgermeister nachfolgen? Die SPÖ muss nach dem 15. Oktober viele Fragen beantworten. Wie die Antworten aussehen, dafür wird die Gewerkschaft dieses Mal ein noch wichtigerer Faktor als bisher sein: Denn mit der zunehmend schwächelnden Partei steigt ihr Machteinfluss.
Das hat zwei Gründe: Erstens hat der Österreichische Gewerkschaftsbund (ÖGB) im Gegensatz zur Partei wachsende Mitgliederzahlen und mit 1,2 Millionen auch deutlich mehr als die SPÖ mit 180.000. Sechs von sieben im ÖGB organisierten Gewerkschaften werden von der Fraktion Sozialdemokratischer Gewerkschafter (FSG) dominiert – sind also rot. Der ÖGB liefert also Ressourcen in Form von Multiplikatoren.