Bildung: Staat profitiert speziell bei Männern

Nicht nur der einzelne Bürger hat etwas von höherer Bildung. Die Kluft zwischen den Geschlechtern ist aber groß.

Wien. Nicht nur der einzelne Bürger, sondern auch der Staat profitiert von höherer Bildung: Das zeigt die OECD in ihrer aktuellen Bildungsstudie. Vor allem hat der Staat aber etwas von den gebildeten Männern: Netto bringt nämlich ein Mann mit einem tertiären Abschluss dem österreichischen Staat 200.100 Dollar (kaufkraftbereinigt). Das ist zweieinhalb so viel, wie eine entsprechend gebildete Frau dem Staat an Geld bringt.

Die Rechnung der OECD: Wer einen höheren Bildungsabschluss hat, der zahlt demnach mehr Einkommenssteuern und Sozialversicherungsbeiträge und nimmt weniger Sozialleistungen in Anspruch. Dafür hat er dem Staat zuvor Kosten verursacht: direkt, fürs Studium. Und indirekt, weil er während der Ausbildung keine Steuern zahlt.

Der tertiäre Abschluss eines Mannes (die OECD zählt auch BHS dazu) kostet den Staat im Schnitt 54.900 Dollar mehr als eine Lehre oder Matura. Luxemburg hat das teuerste System mit 159.100 Dollar, Österreich folgt mit 110.100 Dollar gleich dahinter, noch vor der Schweiz. Dagegen bringt ein tertiärer Abschluss bei Männern – angenommen, sie gehen mit 64 Jahren in Pension– im OECD-Schnitt 208.900 Dollar. Am meisten profitiert der Staat von Akademikern in Irland mit 476.800 Dollar, in Österreich sind es 310.200.

Rechnet man Kosten und Nutzen gegen, bleibt ein Plus von 154.000 Dollar im OECD-Schnitt. Auch hier führt Irland mit 429.900 Dollar, in Österreich sind es 200.100 Dollar. Auch bei Frauen gibt es ein Plus, allerdings ist dieses deutlich geringer. OECD-weit beträgt der Nettoertrag etwa die Hälfte von dem eines Mannes (83.400 Dollar). In Österreich bleiben unterm Strich nur 40 Prozent dessen, was ein Mann bringt: 80.500 Euro

Grund dafür sind laut der OECD „unterschiedliche Arbeitsmarktergebnisse“, wie es in der Studie heißt. Männer würden durchschnittlich bessere Jobs und bessere Einkommen haben. Ein Faktor ist wohl auch die Teilzeitarbeit. Die OECD empfiehlt jedenfalls, aktiv zur Arbeitsmarktintegration und -teilnahme von Frauen beizutragen.

Auf individueller Ebene sieht es ähnlich aus: Bildung zahlt sich aus, aber für Männer mehr. Ihnen bleibt mit Tertiärabschluss im OECD-Schnitt ein Plus von 252.100 Dollar, in Österreich von 269.100. Bei Frauen beläuft sich das finanzielle Plus auf 167.400 Dollar (OECD), in Österreich auf 126.500.

Verschiedene Akademikerquoten

Mehr Menschen werden jedenfalls zukünftig höhere Bildung haben. Die OECD prognostiziert, dass in Österreich 49 Prozent der heutigen Jugendlichen einen tertiären Abschluss erwerben werden. Das entspricht genau dem OECD-Schnitt und ist unter anderem dem geschuldet, dass nun auch BHS-Abschlüsse dazugezählt werden. Ein Bachelor wird hier einem Viertel prognostiziert (OECD: 38 Prozent), ein Master 20 Prozent (OECD: 17).

Derzeit liegt der Anteil der Personen mit einem tertiären Abschluss – auch hier wieder inklusive der BHS – bei 32 Prozent (OECD: 37). Über einen Bachelor oder mehr verfügen allerdings aktuell nur 16 Prozent der Österreicher zwischen 25 und 64 Jahren. OECD-weit sind es 29 Prozent. (APA/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.09.2017)

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