Sanktionen gegen Pjöngjang zeigen erste Wirkung

Kim Jong-un.
Kim Jong-un.(c) imago/Kyodo News
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Südkorea misst Spuren von radioaktivem Gas. In Nordkorea wird Treibstoff knapp und teurer, berichten chinesische Händler.

Seoul. Rund eineinhalb Wochen nach dem jüngsten nordkoreanischen Atomtest haben südkoreanische Experten offenbar Spuren von radioaktiven Gasen entdeckt. An mehreren Messstellen in Südkorea sei Xenon-133-Isotope festgestellt worden, die aus Nordkorea stammten, teilten die Behörden in Seoul am Mittwoch mit. Zwar könne man allein aus diesen Gasen keine Rückschlüsse darauf ziehen, welcher Sprengsatz gezündet worden sei; das entdeckte Isotop stamme jedoch nicht aus natürlichen Quellen und wurde auch nach früheren nordkoreanischen Atomtests nachgewiesen.

Nordkorea hat eigenen Angaben zufolge eine Wasserstoffbombe getestet, den sechsten und bisher stärksten Atomtest. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen verhängte am Montag neue Sanktionen, die die Öllieferungen an Nordkorea deckelt sowie die Textil- und Erdgasexporte des Landes verbietet. Darüber hinaus soll Pjöngjang Einnahmen von über 500 Millionen Dollar verlieren, die von ausländischen Arbeitern nach Nordkorea überwiesen werden. Es ist bereits die neunte Sanktion der UNO. Wirkung gezeigt hat keine von ihnen, Pjöngjang bastelt schließlich weiter an atomaren Waffen.

Zumindest würden die jüngsten Maßnahmen erste Auswirkungen zeigen, hieß es am Mittwoch vonseiten chinesischer Händler. Treibstoff werde knapper und teurer.

 

„Keine große Sache“

Ursprünglich sollten die Sanktionen viel schärfer ausfallen, beispielsweise sollten die Öllieferungen (zumeist aus China) ganz eingestellt werden. Um sich aber die Stimmen der Veto-Mächte Russland und China zu sichern, wurde der Maßnahmekatalog abgeschwächt. US-Präsident Donald Trump sagte zudem, dass die aktuellen Sanktionen „keine große Sache“ seien, angesichts dessen, mit welchen Mitteln man gegen Nordkorea noch vorgehen könne.

Nordkorea bezeichnete die neuen Maßnahmen als „Provokation“ und bekräftigte, vom Atomprogramm nicht abrücken zu wollen. Vielmehr sei das Land entschlossen, seinen bisherigen Weg „in einem rascheren Tempo“ weiter zu verfolgen. Unterdessen bringen sich immer mehr europäische Politiker in die Debatte ein und schlagen vor, eine Vermittlerrolle einzunehmen. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel nannte den Iran-Atomdeal als Vorbild für Verhandlungen mit Nordkorea. Bundesaußenminister Sigmar Gabriel sagte: „Wir Europäer können Teil einer diplomatischen Lösung sein.“ (Reuters/ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.09.2017)


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