Air Berlin

Niki Lauda: "Wir haben geboten"

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FILES-GERMANY-AUSTRIA-TRANSPORT-AVIATION-LAUDAAPA/AFP/JOE KLAMAR
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Niki Lauda bietet gemeinsam mit dem Reiseveranstalter Thomas Cook für die insolvente Air Berlin. Es gibt mindestens fünf Angebote.

Einen Monat nach dem Insolvenzantrag von Air Berlin haben mehrere Interessenten verbindliche Angebote für Deutschlands zweitgrößte Airline bzw. deren Österreichtochter Niki gelegt. Air-Berlin-Chef Thomas Winkelmann sprach nach Ablauf der Bieterfrist von "regem Investoreninteresse". Die Angebote würden nun "sehr sorgfältig" geprüft. Damit ist das Verfahren in der heißen Phase. Niki Lauda mischt mit.

Bieter für Teile der Airline sind neben Lufthansa, Niki Lauda/Condor, Zeitfracht auch Easyjet und der deutsche Unternehmer Utz Claassen. Ein Angebot hatte auch der Nürnberger Unternehmer Hans Rudolf Wöhrl angekündigt. Ob er tatsächlich zu den Bietern zählt, war am Freitag zunächst nicht zu erfahren.

Air Berlin hatte Mitte August Insolvenz angemeldet, pünktlich um 14.00 Uhr endete heute Freitag die Frist für verbindliche Kaufangebote für Unternehmensteile oder die gesamte Airline.

Deutschlands größte Fluggesellschaft, die AUA-Mutter Lufthansa, bestätigte am Nachmittag ihr Angebot, wollte aber wie auch die anderen Bieter vorerst keine Einzelheiten nennen. Die Airline Easyjet teilte mit, Teile des Kurzstreckenangebots übernehmen zu wollen.

Aus Österreich hat Niki Lauda seine Ankündigung wahr gemacht und zusammen mit dem Reiseveranstalter Thomas Cook und dessen Flugtochter Condor ein Angebot gelegt. Der Ex-Rennfahrer hat das am Freitag kurz nach Ablauf der Angebotsfrist bestätigt. "Wir haben geboten", sagte Lauda zur APA. Lauda hat sich zuletzt wiederholt vor allem am Rückkauf der von ihm gegründeten und später an Air Berlin verkauften österreichischen Airline "Niki" interessiert gezeigt.

Chinesen wollen längere Frist

Der Geschäftsführer der chinesischen Betreibergesellschaft des Flughafens Parchim, Jonathan Pang, bat um Zeit für ein Angebot bis zum 22. September. Ein Air-Berlin-Sprecher sagte dazu jedoch: "Es gelten für alle die gleichen Regeln." In verhandlungsnahen Kreisen hieß es, der heutige Freitag-Termin sei keine Ausschlussfrist. Angebote liefen auch bei Vorlage in den kommenden Tagen nicht ins Leere.

Eine abschließende Entscheidung über den Zuschlag soll erst nach der, am 24. September stattfindenden, deutschen Bundestagswahl getroffen werden. Der Generalbevollmächtigte Frank Kebekus erklärte, die Angebote würden nun geprüft, die Auswertung werde dem Gläubigerausschuss am 21. September präsentiert. Am 25. September tagt der Aufsichtsrat von Air Berlin, danach soll die Entscheidung bekanntgegeben werden.

Die Angebote müssen außer dem Kaufpreis unter anderem Informationen über den Bieter und Angaben zur künftigen strategischen Ausrichtung enthalten. Außerdem müssen die Bieter genau darlegen, welche Teile sie erwerben wollen und welche Erfahrungen sie in der Luftfahrtbranche haben. Es werde nun nach "bestmöglichen Lösungen für das Unternehmen und die Mitarbeiter" gesucht, erklärte Air-Berlin-Chef Winkelmann. Es sollten "so viele Arbeitsplätze wie möglich" gerettet werden.

Besonders die Gewerkschaften sorgen sich um das Schicksal der mehr als 8.000 Beschäftigten von Air Berlin - auch bei einer Übernahme zu womöglich schlechteren Konditionen. Nachdem sich schon am Donnerstag abgezeichnet hatte, dass eine Entscheidung über den Zuschlag nicht am 21. September sondern erst nach der Wahl bekanntgegeben werden soll, übte Verdi am Freitag scharfe Kritik. "Diese Vertagung geht vor allem zu Lasten der Beschäftigten." Die Nerven lägen bei den betroffenen Beschäftigten blank und sie seien in großer Sorge um ihre Arbeitsplätze. Die nicht insolvente Österreich-Tocher Niki beschäftigt rund tausend Leute.

Favorit ist die Lufthansa

Als Favorit für weite Teile der Air Berlin gilt die Lufthansa, aus Verhandlungskreisen verlautet, dass Deutschlands größte Fluggesellschaft für 70 bis 90 der gut 140 Maschinen einen niedrigen dreistelligen Millionen-Euro-Betrag biete.

Der Verkauf von Air Berlin gilt als politisch heikel - nicht zuletzt, weil die Fluggesellschaft seit ihrer Insolvenz Mitte August nur noch mit einem umstrittenen Staatskredit über 150 Millionen Euro weiterfliegen kann. Der Großaktionär Etihad hatte der verlustreichen Airline den Geldhahn zugedreht.

Die Zeit drängt, denn die Airline macht wegen sinkender Buchungen täglich mehrere Millionen Euro Verlust. Damit stellt sich die Frage, ob die Finanzhilfen der Steuerzahler ausreichen, bis die Kartellbehörden grünes Licht geben und die Restrukturierung beginnen kann. Möglicherweise müssen die Bieter also noch Geld zuschießen. "Das müssen die Interessenten einpreisen", hieß es aus Verhandlungskreisen.

(APA)

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