Die radikale islamische Palästinenserorganisation Hamas (Bewegung des islamischen Widerstandes) lehnt die Existenz Israels ab und fordert die gewaltsame Errichtung eines islamischen Palästinas vom Mittelmeer bis zum Jordan.
Die radikale islamische Palästinenserorganisation Hamas entstand als Ableger der ägyptischen Muslimbruderschaft unter Führung des später von Israel getöteten Scheichs Ahmed Yassin kurz nach Beginn der ersten Intifada (Palästinenseraufstand) 1987. Die Hamas trat zunächst vor allem als Wohlfahrtsorganisation auf. Sie schuf ein soziales Netz mit Kindergärten, Schulen, Suppenküchen und Arbeitsvermittlungen. Das brachte der Bewegung, die außerhalb der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) von Yasser Arafat blieb, hohes Ansehen in der verarmten palästinensischen Bevölkerung.
Seitdem sie 2007 die alleinige Kontrolle über den Gazastreifen übernommen hat, aus dem sie die konkurrierende Fatah vertrieb, bereitete sich die Hamas intensiv auf die Konfrontation mit Israel vor. Bei der dreiwöchigen israelischen Offensive zwischen Dezember 2008 und Jänner 2009 mit der Bezeichnung "Gegossenes Blei" waren mehr als 1.400 Palästinenser getötet und über 5.000 weitere verletzt worden. Ihre Hauptgeldquellen hat die Hamas im Iran und auch in den konservativen arabischen Golf-Monarchien.
In ihrer Charta von 1988 bezeichnet die Hamas den "Heiligen Krieg" als einzige Lösung zur Schaffung eines palästinensischen Staates vom Jordan bis zum Mittelmeer. Für den Kampf gegen Israel hat die Hamas mit den "Ezzedin al-Kassam-Brigaden" einen bewaffneten Arm. Diese Miliz wird vom Westen als terroristische Vereinigung angesehen.
Tödliche Terroranschläge
Die Hamas unterhält enge Kontakte zu Syrien und dem Iran. Ihr früherer politischer Führer Khaled Mashaal hielt sich meistens in Damaskus auf. Im Jänner 2006 gewann die Bewegung die Wahlen zum palästinensischen Legislativrat mit absoluter Mehrheit. Ihren Sieg verdankten die Islamisten vielen Protestwählern, die der Fatah und dem PLO-Funktionärsapparat zügellose Korruption vorwarfen. Ismail Haniyeh, der Mashaal heuer im Mai nachfolgte, wurde Premier und schlug in einigen Reden moderatere Töne an. Wegen der Weigerung der Hamas, Israel anzuerkennen, stoppte der Westen die Finanzhilfen. Nach dem Machtkampf 2007 erlangte die Hamas die alleinige Kontrolle über den Gazastreifen, Präsident Mahmoud Abbas löste daraufhin die Einheitsregierung unter Haniyeh auf und setzte zunächst ein Notstandskabinett ein.
Die Hamas ist die zweitgrößte Palästinenserorganisation nach der Fatah. Ihr militärischer Arm hat immer wieder tödliche Terroranschläge auf Israelis verübt. Auch die USA und die EU stufen die Hamas als Terrororganisation ein. Seit die Hamas die gemäßigtere Fatah 2007 aus dem Gazastreifen gewaltsam vertrieb wurden aus de, Mittelmeer-Küstenstreifen an der Grenze zu Ägypten Tausende Raketen und Mörsergranaten auf Israel abgefeuert. Israel reagierte mit Luftangriffen und Bodenoffensiven. Die Fatah herrscht seit 2007 nur noch in den nicht von Israel verwalteten Teilen des Westjordanlandes. Alle Versöhnungsversuche der palästinensischen Organisationen scheiterten bisher. Dies macht ein Friedensabkommen mit Israel noch schwieriger. Zuletzt deutete die Hamas im Mai 2017 die Bereitschaft an, einen Palästinenserstaat in den Grenzen von 1967 zumindest zeitweise zu akzeptieren. Vom bewaffneten Widerstand gegen Israel und dem Anspruch auf das gesamte historische Palästina rückte die Hamas aber nicht ab.
(APA/dpa/AFP)