Saudiarabien bildet erstmals Fluglotsinnen aus

(c) REUTERS (SUHAIB SALEM)
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80 weibliche Bewerber sollen künftig pro Jahr aufgenommen werden. Das strenggläubige Land will den Frauenanteil in der Erwerbsarbeit erhöhen.

In vielen Ländern der Welt wäre es keine Nachricht, in Saudiarabien ist die Lage anders: Das strengmuslimische Land auf der Arabischen Halbinsel bildet derzeit die ersten weiblichen Fluglotsen aus. 80 Frauen zwischen 18 und 25 Jahren sollen jährlich die praktische und theoretische Ausbildung absolvieren. Am Sonntag startete der erste Kursus. Das kündigten staatliche Medien in Riad an. Die konservative islamische Republik, deren Wirtschaft stark vom Ölexport abhängig ist, versucht seit einiger Zeit den Anteil der Frauen in der Erwerbsarbeit zu erhöhen.

Eine Schwierigkeit im Zuge der Reformen sind aber die strengen religiösen Gesetze, die es in dem Land auf der Arabischen Halbinsel nach wie vor gibt. So ist es Frauen etwa nicht gestattet, ein Auto zu steuern. Da Männer und Frauen in getrennten Sphären leben, hat das de facto in vielen Fällen zum Ausschluss von Frauen am Arbeitsplatz geführt. So wurden sogar Unterwäscheläden bis 2012 vor allem von männlichen Arbeitsnehmern geführt. Arbeitsplätze müssen geschlechtergetrennt ausgestattet sein.

Call Center nur für weibliche Arbeitnehmer

Laut dem Maßnahmenpaket "Vision 2030" soll die Frauenarbeit angehoben und die Wirtschaft diversifiziert werden. Derzeit machen Frauen 23 Prozent der Arbeitskraft aus. Bis 2030 sollen es 28 Prozent werden. Auch in der Beamtenschaft soll der Frauenanteil ausdrücklich gesteigert werden. Frauenrechte und Erwerbsarbeit sind seit vielen Jahren ein Reizthema in dem Land zwischen Reformern und Konservativen. Seit dem inoffiziellen Transfer von vielen Befugnissen an den Kronprinz Mohammed bin Salman wurde das Lager der Reformer gestärkt.

Nicht nur Fluglotsinnen wird es in Saudiarabien künftig geben. Seit vergangenem Monat hat in der Stadt Mekka ein Call Center geöffnet, wo Notfallrufe während der Pilgerreise Hadsch entgegen genommen werden. Auch hier arbeiten nur Frauen.

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