Die zusätzliche Pipeline würde Importbedarf von verflüssigtem Erdgas verringern und die Gaspreise in der EU nach unten drücken, sagt die Uni Köln.
Das russisch-europäische Gaspipeline-Projekt Nord Stream 2 ist zwar politisch sehr umstritten, seine Verhinderung würde die Gaskunden in der EU aber jedes Jahr viele Milliarden Euro kosten - das geht aus einer Studie des Energiewirtschaftlichen Instituts der Uni Köln (EWI) hervor. Mindestens 7,9 Milliarden Euro an Gaskosten würden sich die EU-Verbraucher demnach im Jahr 2020 durch Nord Stream 2 sparen.
Das EWI geht in der Studie - die von der Nord Stream 2 AG in Auftrag gegeben wurde - von zwei Szenarien aus: Im Szenario A ist die Nachfrage nach verflüssigtem Erdgas (LNG) in Asien um 5 Prozent niedriger als in der Prognose der IEA (Internationale Energieagentur) aus dem Jahr 2016. Szenario B rechnet hingegen mit einer asiatischen LNG-Nachfrage, die um ein Fünftel über der IEA-Prognose liegt, wodurch sich LNG verteuern würde. Für beide Szenarien wurde die Preiseentwicklung mit und ohne Nord Stream 2 berechnet.
Das Ergebnis: Wenn über Nord Stream 2, für die sich auch die österreichische OMV stark macht, mehr russisches Gas nach Europa gebracht werden kann, sinkt der Importbedarf für LNG und der LNG-Preis sowie der Gaspreis insgesamt sinken. Profitieren würden in beiden Szenarien - hohe und niedrige LNG-Nachfrage in Asien - alle 28 EU-Länder, einschließlich Zentral- und Südosteuropa.
Bei niedriger LNG-Nachfrage würde das Niveau der Großhandelspreise in der EU im Jahr 2020 durch Nord Stream 2 um 13 Prozent nach unten gedrückt, haben die Studienautoren errechnet. Der Wohlfahrtseffekt für die Verbraucher in den 28 EU-Ländern wird für diesen Fall mit 7,9 Milliarden Euro beziffert. Nimmt man hingegen eine deutlich höhere LNG-Nachfrage an, könnte der Gesamtnutzen für die Verbraucher sogar 24,4 Milliarden Euro betragen, der Großhandelspreis wäre um knapp ein Drittel niedriger als ohne Nord Stream 2.
2025 wäre der Nutzen für die europäischen Verbraucher laut Modellrechnung sogar noch größer, nämlich 12,9 Milliarden Euro bei niedriger LNG-Nachfrage in Asien und 34,8 Milliarden bei hoher Nachfrage.
(APA)