Der wohl unterlegene Bieter Niki Lauda kritisiert, dass ein "hundertprozentiges Monopol" geschaffen werde. Ein anderer Bieter droht mit einer "gewaschenen Kartellklage".
Im Air-Berlin-Insolvenzverfahren hat einer der unterlegenen Bieter - Hans Rudolf Wöhrl - empört auf die offenbar gefallene Vorentscheidung zugunsten der Lufthansa reagiert. Man habe "zu keinem Zeitpunkt ernsthaft eine andere Lösung als die Zerschlagung und die Zuteilung der Fragmente an Lufthansa und einige weitere Bieter" verfolgt, kritisierte der Geschäftsmann am Freitag.
Auch Bieter Niki Lauda rechnet sich keine Chancen mehr aus und sieht ein abgekartetes Spiel. "Das kann es in der heutigen Zeit nicht geben", kritisierte er am Freitag. Es sei unglaublich, dass die deutsche Politik 150 Millionen Euro öffentliche Gelder zur Verfügung stelle, "damit nachher ein hundertprozentiges Monopol geschaffen wird", sagte er in der Mittags-"ZiB" des ORF. "Wettbewerb heißt günstigere Tickets", so Lauda weiter. Zudem könnten Reiseveranstalter dann mit verschiedenen Airlines fliegen - ein Monopol verhindere das.
Bieter droht mit "gewaschener Kartellklage"
Wenn das ausgemachte Sache gewesen sei, "wird es eine gewaschene Kartellklage geben", sagte ein Sprecher des vorerst unterlegenen Bieters Utz Claassen am Freitag. Claassen kritisierte auch die geplante Aufspaltung des Unternehmens, die zulasten der Beschäftigten, des Wettbewerbs und des Markenauftritts gehe. "Die Braut wurde nicht geschmückt, offensichtlich wurde sie sogar Stück für Stück hässlich gemacht." Air Berlin werde entstellt und verstümmelt, hieß es mit Blick auf gestrichene Langstrecken-Verbindungen.
Bieter Wöhrl sagt, das von seiner Intro-Verwaltung erarbeitete Konzept sei nie ernsthaft geprüft und gezielt diffamiert worden. Erschwerend sei hinzugekommen, dass in dem Verfahren die Kommunikation der Bieter untereinander verboten gewesen sei, monierte der einstmalige Besitzer der in Air Berlin aufgegangenen Airlines LTU und Deutsche BA. Gerade die Zusammenarbeit sei aber ein elementarer Bestandteil für die vorgeschlagene Gesamtlösung gewesen. Wöhrl hatte als erste Kaufpreisquote für das gesamte Unternehmen 50 Millionen Euro geboten und weitere 450 Millionen Euro bei einem geschäftlichen Erfolg seines Charterkonzepts in Aussicht gestellt.
Wöhrl "persönlich entsetzt"
Er sei "persönlich entsetzt", was in diesem Land möglich sei, schrieb Wöhrl in einer Mitteilung. Er kündigte zunächst keine Klage gegen die Entscheidung des Gläubigerausschusses an, sondern erklärte: "Als schon fast ehrverletzend betrachten wir die Äußerung, dass wir dieses Angebot nur gemacht hätten, um uns an einer 'Strafzahlung' für den Fall, dass wir auf gerichtliche Schritte verzichten, schadlos halten wollten."
Der Verkauf der in die Pleite geschlitterten Air Berlin gilt als politisch heikel - nicht zuletzt wegen der staatlichen Beihilfe in Höhe von 150 Mio. Euro. Die "Kranich"-Airline galt schon länger als Favorit der deutschen Politik. Regierungsmitglieder wie die deutsche Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) und Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) hatten sich sehr früh dafür ausgesprochen, dass die deutsche Lufthansa große Teile von Air Berlin übernimmt. Auch Berlins regierender Bürgermeister Michael Müller hatte sich für den deutschen Branchenprimus starkgemacht und eine Übernahme durch den irischen Rivalen Ryanair abgelehnt. Dessen Chef Michael O'Leary kritisierte das Bieterverfahren ebenfalls als "abgekartetes Spiel" zugunsten der Lufthansa und verzichtete auf ein Angebot.
Spektakuläre Pleiten in der Geschichte der Luftfahrt
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Neben der AUA-Mutter kommt nur Easyjet zum Zug. Sie hätten die besten Angebote gelegt. Das bedeutet auch, dass 80 Prozent der 8000 Arbeitsplätze erhalten bleiben könnten.