Hermann Glettler soll neuer Innsbrucker Bischof werden

Archivbild: Hermann Glettler
Archivbild: Hermann Glettler APA/SONNTAGSBLATT/GERD NEUHOLD
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Der Bischofsvikar der Diözese Graz-Seckau soll neuer Innsbrucker Diözesanbischof werden. Die Diözese wartet sein Jänner 2016 auf einen Nachfolger von Bischof Scheuer.

Der Bischofsvikar der Diözese Graz-Seckau, Hermann Glettler, soll neuer Innsbrucker Diözesanbischof werden. Dies berichtete die "Tiroler Tageszeitung" in ihrer Onlineausgabe unter Berufung auf "Kreise in Rom". In der Diözese Innsbruck wollte man dies vorerst nicht bestätigen. Man sei "überrascht" über diese Meldung, sagte eine Sprecherin.

Man habe keinerlei Informationen seitens Roms und werde diese auch vor einer möglichen Verständigung der Bundesregierung in der kommenden Woche nicht erhalten, sagte eine Sprecherin. "Proaktiv" im Vatikan nachzufragen, habe daher auch gar keinen Sinn, hieß es.

Die Bundesregierung muss der Ernennung des neuen Bischofs zustimmen. Aufgrund des Konkordats hat sich der Heilige Stuhl verpflichtet, vor Ernennung von Bischöfen der Regierung den Namen des künftigen Würdenträgers mitzuteilen. Aus "Gründen allgemein politischer Natur" kann die Regierung Einwände erheben, worauf jedoch ein Vermittlungsprozess in Gang gesetzt wird. Letztlich kann der Papst dennoch frei entscheiden. Kommende Woche ist kein Ministerrat angesetzt. Dies steht jedoch einer Willenskundgebung des Gremiums nicht entgegen: Die Regierung kann die Materie durch einen sogenannten Rundlaufbeschluss "absegnen".

Innsbruck wartet seit Jänner 2016 auf einen Nachfolger von Bischof Manfred Scheuer. Scheuer war nach Linz gewechselt. Die lange Sedisvakanz hatte zuletzt sowohl kirchenintern als auch auf politischer Seite für Unverständnis gesorgt. So hatte etwa Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) mehrmals auf eine rasche Bischofsernennung gedrängt.

385.000 Katholiken

Glettler wäre der erst fünfte Oberhirte in der Geschichte der Diözese. Diese besteht seit den 1960er-Jahren und umfasst derzeit rund 385.000 Katholiken. Seit Anfang 2016 wurde die Diözese übergangsweise von Diözesanadministrator Jakob Bürgler geleitet.

Geografisch gesehen ist die Diözese Innsbruck - wie das Bundesland Tirol - kein einheitliches Gebiet. Sie umfasst rund zwei Drittel des Gebietes von Nordtirol (vom Arlberg bis zum Ziller) sowie Osttirol. Die katholischen Pfarren im östlichen Teil Nordtirols gehören zur Erzdiözese Salzburg.

Aktuell leben in der Diözese mit 290 Pfarren und Seelsorgestellen rund 385.000 Katholiken. 2004 hat man sich für die Einrichtung von Seelsorgeräumen, in denen mehrere Pfarren zusammenarbeiten, entschieden. Von den geplanten 75 Seelsorgeräumen sind laut Kathpress knapp 90 Prozent bereits errichtet.

1964 erhob Papst Paul VI. die Apostolische Administratur zur Diözese Innsbruck und ernannte Paulus Rusch zum ersten Bischof von Innsbruck. Gleichzeitig entstand in Südtirol die Diözese Bozen-Brixen, die nun auch die ehemals Trienter Gebiete Südtirols umfasste. Vier Jahre später wurde 1968 das bis dahin zum Innsbrucker Diözesangebiet gehörende Vorarlberg abgetrennt und zur eigenständigen Diözese Feldkirch erhoben. Die kirchlichen wie politischen Bemühungen, das zur Erzdiözese Salzburg gehörende Tiroler Unterland mit Innsbruck zu vereinigen, wurden nicht umgesetzt.

Auf Rusch folgte 1980 Reinhold Stecher im Bischofsstuhl, ab 1997 war der gebürtige Steirer Alois Kothgasser Diözesanbischof von Innsbruck. Von 2003 bis Jahresbeginn 2016 stand der aus Oberösterreich stammende Manfred Scheuer als Bischof der Tiroler Diözese vor. Seit dem Wechsel Scheuers nach Linz leitete Diözesanadministrator Jakob Bürgler übergangsweise die Diözese.

"Künstlerpfarrer" Hermann Glettler

Mit Hermann Glettler steht ein vielseitiger Geistlicher in Innsbruck offenbar "ante portas". Der 52-jährige Bischofsvikar der Diözese Graz-Seckau ist selbst als Künstler aktiv und engagiert sich besonders auch für sozial Benachteiligte und Flüchtlinge.

Glettler wurde 1965 in Übelbach (Bezirk Graz-Umgebung) geboren. Nach der Matura am Bischöflichen Seminar und Gymnasium studierte er Theologie und Kunstgeschichte in Graz, Tübingen und München. Seit 1987 ist er Mitglied der Gemeinschaft Emmanuel. 1991 wurde Glettler zum Priester für die Diözese Graz-Seckau geweiht.

Nach Kaplansjahren in Judenburg-St. Nikolaus und Wagna verbrachte er 1998/99 ein Fortbildungsjahr in St. Nicolas des Champs in Paris. Von 1999 bis 2016 war er Pfarrer im Pfarrverband Graz St. Andrä-Karlau. Im September 2016 wurde er zum Bischofsvikar für Caritas und Evangelisation in der Diözese Graz-Seckau bestellt. Als Provisor leitete er die Pfarre Graz-Christus der Salvator.

Bemerkenswert ist des Bischofsvikars Faible für die Kunst. In Graz lief vor kurzem eine Ausstellung mit seinen eigenen Werken unter dem Titel "Glettler privat" - in augenzwinkernder Anlehnung an Josef Haders gleichnamiges Kabarettprogramm. In der Ausstellung zeigt er Arbeiten aus der eigenen Kunstproduktion, aber auch Versatzstücke aus seiner ehemaligen Wohnungseinrichtung in der Grazer Pfarre St. Andrä. "Die visuellen Dokumente und Leerstellen schaffen eine fiktive Privatheit, die als Projektionsfläche unterschiedlichste Sehnsuchtsbilder erzeugt", sagte der Steirer kürzlich den "Salzburger Nachrichten".

(APA)

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