Wenn Denkmäler lebendig werden

Claudia Blake
Claudia Blake
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Goethe, Sisi oder Franz Joseph erwachen am Samstag in Wien zum Leben. Und philosophieren darüber, was sich seit ihrer Zeit getan hat - oder auch nicht.

Für Eugene Quinn ist es so etwas wie eine späte Genugtuung, die er mit Amüsement zur Kenntnis nimmt. Der in Wien lebende Brite hatte Schlagzeilen gemacht, weil er mit seiner „Ugly Vienna“-Tour zu den hässlichsten Häusern Wiens den Zorn der Wirtschaftskammer erregt hatte. Ohne Gewerbeberechtigung als Fremdenführer dürfe er jedenfalls nichts „positiv Sehenswertes“ in die Touren einbeziehen.
Nun hat Quinn ein neues Angebot – und die Wirtschaftskammer ist mit an Bord. Heute, am Tag vor dem „Tag des Denkmals“, erwachen dabei oft fotografierte Statuen der Wiener Innenstadt zum Leben. Da philosophiert Franz-Joseph über die russisch-europäischen Beziehungen, Goethe über Tourismus, Sisi über Celebrity-Kultur, Abraham a Santa Clara über religiösen Extremismus oder Maria-Theresia über das Thema Bildungsreform.

Das Projekt versteht sich als "experimentelles Theater" – und soll ein Fenster in die Geschichte der Stadt eröffnen. Zehn Stadtführer werden sich dabei als jene verkleiden, vor denen sie stehen: als elegante, aber kalte Statuen. Und dabei nachdenken über Fragen à la: Wie ist es, eine Statue am Heldenplatz zu sein? Was bedeutet es, seinen Alltag mit Tauben und Selfie-Sticks zu verbringen? Aber auch: Was hat sich seit den Tagen der Habsburger Berühmtheiten wirklich verändert? Was ist ihnen nur allzu vertraut? Und wieso sind so viele Wiener mehr an ihrer Vergangenheit als ihrer Gegenwart interessiert?

Nicht zufällig finde die Tour ein zweites Mal am 14. Oktober, dem Tag vor der Nationalratswahl, statt, sagt Quinn. "All diese Themen sind heute relevant, und wir wollen zeigen,wie langsam der Fortschritt oft war und ist." Künftig soll es das Format jährlich geben. (tes)

Informationen

Die Tour wird von den Sport- und Freizeitbetrieben der Wirtschaftskammer Wien mit dem Verein space and place und Austria Guides organisiert und findet am 23. September und am 14. Oktober auf Deutsch und Englisch statt. Die Teilnahme ist kostenlos, Anmeldung ist keine erforderlich. Start ist um 11 Uhr (Deutsch) bzw. 14 Uhr (Englisch) bei Bitzingers Würstelstand am Albertinaplatz.

www.spaceandplace.at

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