"Pille danach": Reaktionen zwischen Freude und Bestürzung

An frühere Zeiten erinnerten die Reaktionen auf die Rezept-Freistellung der "Pille danach" durch Gesundheitsminister Alois Stöger: Die Kirche, Schwarz und Blau deponierten in Aussendungen ihre strikte Ablehnung, Rot und Grün begrüßten diesen Schritt. Erwartungsgemäß negativ reagiert die aktion leben, positiv das Gynmed Ambulatorium.

Bischof Küng "bestürzt"

Familien-Bischof Klaus Küng zeigte sich bestürzt und sagte gegenüber Kathpress: "Als ausgebildeter Arzt kann ich nur mit großer Bestürzung zur Kenntnis nehmen, dass der Gesundheitsminister trotz eines klaren Neins der Ärztekammer die rezeptfreie Abgabe der sogenannten 'Pille danach' für Frauen aller Altersstufen ab sofort bestimmt hat."

Für Küng ist das "umso bedenklicher, als das Präparat einen massiven Eingriff in den Hormonhaushalt der betreffenden Frauen bedeutet und zudem die Gefahr besteht, dass wegen der leichten Erhältlichkeit vor allem junge Mädchen bedenkenloser zu dieser Pille als regelmäßiges Verhütungsmittel greifen werden".

Unabhängig von gesundheitlichen Bedenken für die Frau verwies der Bischof auf Studien, wonach die Wirkung der "Pille danach" nicht in allen Fällen verhütend, sondern ab einem gewissen Moment des weiblichen Zyklus auch frühabtreibend sein könne. Küng appellierte daher dringend an alle Apotheker und Ärzte, verantwortungsvoll zu handeln und eine besonders gründliche Aufklärung rund um dieses Präparat zu betreiben.

ÖVP: "Regelrechte Hormonbombe"

ÖVP-Familiensprecherin Ridi Steibl strich klar heraus, dass Stöger für diese Verordnung nicht auf die Zustimmung der ÖVP angewiesen ist. Aus ihrer Sicht ist dieser Schritt "falsch", denn die "Pille danach" sei eine "regelrechte Hormonbombe". Aus der Sicht von FPÖ-Gesundheitssprecherin Dagmar Belakowitsch-Jenewein gefährdet Stöger bewusst die Gesundheit von Frauen. Damit habe er sich als Gesundheitsminister disqualifiziert.

Grüne und SPÖ erfreut

"Mit Freude" nahm hingegen die Grüne Frauensprecherin Judith Schwentner die Nachricht von der Rezeptfreistellung auf. Es sei wichtig, dass "Frauen nun endlich einen barrierefreien Zugang zu einem Notfallsverhütungsmittel haben", um ungewollte Schwangerschaften nach einer Verhütungspanne zu verhindern.

SPÖ-Gesundheitssprecherin Sabine Oberhauser begrüßte den Schritt ihres Parteikollegen Stöger "sehr" - und forderte eine breite Informationskampagne.

aktion leben "bestürzt"

"Bestürzt" zeigte sich die Generalsekretärin der aktion leben österreich, Martina Kronthaler. Die "Pille danach" sei nur eine "billige Antwort auf die Versäumnisse der schulischen Sexualerziehung und Aufklärungsarbeit". Zur Vermeidung ungewollter Schwangerschaften wären "tiefer gehende Lösungen" gefragt.

Gynmed-Klinik begrüßt Schritt

Der Leiter der Wiener Gynmed-Klinik Christian Fiala erwartet durch die rezeptfreie "Pille danach" einen Rückgang der Schwangerschaftsabbrüche. In fast allen Ländern Westeuropas sei diese Maßnahme seit mehr als zehn Jahren Realität und habe sich sehr bewährt. Aber auch er forderte weitere Maßnahmen in Sachen Sexualerziehung, Verhütungsmittel auf Krankenschein und regelmäßige Kampagnen für wirksame Verhütung.

(APA/Red.)

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