Westenthaler: "Die ÖVP hat alles mitinszeniert"

Peter Westenthaler
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Die Abspaltung des Kärntner BZÖ sei absehbar gewesen, sagt Peter Westenthaler im Gespräch mit der "Presse". Zur menschlichen Enttäuschung geselle sich politische Erleichterung.

Wie geht es Ihnen mit den aktuellen Ereignissen?

Peter Westenthaler: Wenn man länger in der Politik ist, gewöhnt man sich an solche Sachen. Das war bei Heide Schmidt das gleiche.

Sind Sie überrascht?

Westenthaler: Es war absehbar. Seit einem halben bis Dreivierteljahr hat Strache die Kärntner BZÖ ja medial nicht mehr angegriffen. Aber die Sache ist schon gescheitert. Weil Sie nur vier sind (die abtrünnigen BZÖ-Abgeordneten, die einen Parlamentsklub gründen wollen, Anm.) und Scheuch einen Klub gründen wollte. Das ganze birgt zuviel Sprengstoff, wird in Kenntnis der handelnden Personen nicht funktionieren.

Wie sehr wird das dem Rest-BZÖ schaden?

Westenthaler: Die Sache schadet dem 3. Lager insgesamt. Scheuch hat es gedrittelt.

Wieso hat der Kärntner BZÖ-Obmann Uwe Scheuch so gehandelt?

Westenthaler: Scheuch will das Hypo-Desaster und seine Parteipleite übertünchen. Straches Beweggründe sind mir nicht klar, der hat jetzt das Hypo-Desaster am Hals. Vielleicht wurde er schlecht beraten. Warum er sich das antut, weiß ich nicht.

Werden weiter BZÖ-Mitglieder/Abgeordnete abspringen?

Westenthaler: Nein, keiner. Wie Stefan Markowitz sagte: Lieber stehend sterben als kniend leben, wobei bei uns keiner sterben wird.

Was ändert sich jetzt fürs BZÖ?

Westenthaler: Für uns ändert sich nichts. Nur muss man in Kärnten das BZÖ weiterführen. Es wurde von 44 Prozent gewählt, die FPÖ nur von drei Prozent. Scheuch will also eine 44-Prozent-Partei unter Kuratel einer Drei-Prozent-Partei stellen. Skurril!

Wie werden die Wähler reagieren?

Westenthaler: Die Wähler werden weiterhin das BZÖ Jörg Haiders wählen, und nicht die FPK Scheuchs. Wir haben in Kärnten ein hohes Potential.

Und Landeshauptmann Dörfler?

Westenthaler: Dörflers Sanduhr läuft ab, er ist ein Opfer und weiß es noch nicht. Die SPÖ wird Dank Scheuchs Harakiri in Kärnten wieder stärker werden. Das haben wir Scheuch zu verdanken.

Scheuch behauptet er führe das Erbe Jörg Haiders weiter, wäre in Haiders Sinne?

Westenthaler: Nein, Haider wollte das nicht. Er hat das BZÖ gegründet. Der Beweis: Haiders Schwester ist bei uns.

Aber was ist mit den Gesprächen zwischen Haider und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache kurz vor dessen Tod, auf die jetzt Scheuch und Strache verweisen?

Westenthaler: Die Gespräche mit Haider waren ergebnislos. Die sind nicht gut gelaufen.

Wird sich der BZÖ-Kurs jetzt ändern? Es gab doch einen Richtungsstreit im BZÖ?

Westenthaler: Nein. Jetzt gibt es volle Einigkeit. Bei den nächsten Nationalrats-Wahlen machen wir sechs bis acht Prozent. Der Richtungsstreit wurde von Scheuch in die FPÖ verfrachtet. Die ÖVP hat alles mitinszeniert. Das war Teil der Zerstörungsstrategie der ÖVP gegen das BZÖ. Scheuch und Pröll verstehen sich bestens. Pröll will die SPÖ loswerden.

Ist diese Abspaltung dann vielleicht sogar positiv fürs BZÖ?

Westenthaler: Ja, das ganze könnte ein Bereinigungsprozess sein.

Wie wirkt sich die Sache finanziell aus fürs BZÖ?

Westenthaler: Wir haben jetzt um vier Abgeordnete weniger, wilde Abgeordnete, die sind klublos, mittellos und substanzlos.

Zur Autorin

Margarita Schubert ist Mitglied der Redaktion von M-Media, die wöchentlich dieIntegration-Seite in "Die Presse" gestaltet.

(Red.)

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