Mit ihren Reden verfolgen die Staatschefs auch andere politische Ziele.
Kopenhagen(ku). Die Rede von Österreichs Kanzler Werner Faymann bei der Klimakonferenz in Kopenhagen war durchaus sachlich und lag damit im Mainstream der verbalen Beiträge der 192 Staaten. Der Klimawandel sei ein globales Problem, das alle Staaten der Erde betreffe. Man dürfe dabei nicht nur auf die Kosten schauen, vielmehr sei ein rechtzeitiges Handeln viel billiger als Nichthandeln. Es gebe keine Alternative zu einer neuen Dimension einer globalen, fairen und effektiven Klimapolitik. Und: Man brauche ein qualitatives Wachstum, das „grüne Jobs“ hervorbringe.
Deutlich messianischer trat Großbritanniens Premier Gordon Brown auf. Er sprach davon, dass diese wenigen Tage von künftigen Generationen gelobt oder verdammt würden. „Für uns alle und für die künftigen Generationen gibt es kein größeres Interesse als die Zukunft dieses Planeten“, sagte er – nachdem er davor gewarnt hatte, dass durch den steigenden Meeresspiegel ganze Nationen von der Landkarte ausradiert werden könnten.
Weite Teile der Rede von Irans Präsidenten Mahmoud Ahmadinejad klangen durchaus ähnlich – bis dann die Spitzen gegen den Rest der Welt kamen. Schuld an der Umweltverschmutzung sei der Materialismus in kapitalistischen und liberalen Wirtschaftssystemen, die billiges Öl bräuchten und die Natur dadurch zerstörten. Allen voran die USA.
Donnern gegen die USA
Der iranische Staatschef schoss Amerika zudem wegen hoher Militärausgaben an, die zur Sicherung der Energieversorgung nötig seien. Ahmadinejad hat seine eigene Antwort auf den Klimawandel: Man müsse zu Humanität und göttlichen Werten zurückkehren. Umweltschutz sei so ein „göttlicher Wert“. Den Iran will er klimafreundlicher machen, und zwar durch den massiven Ausbau von Erdgas – jenem Rohstoff, auf dem der Iran sitzen bleibt, solange es nicht die geplante Nabucco-Pipeline gibt. Und: Die Stromgewinnung solle umgestellt werden auf Wind, Sonne – und auf 20.000 Megawatt aus Atomkraftwerken.
Religion kam allerdings nicht nur beim „Erz-Schurken“ Ahmadinejad zur Sprache, sondern auch bei seinem Erzfeind Shimon Peres. Israels Präsident sprach davon, dass alle in der Region – Juden, Muslime und Christen – dafür beten würden, dass der Jordan fließe. „Politische Uneinigkeit sollte uns nicht an Kooperation in Sachen Umwelt hindern.“ Moleküle würden keine Grenzen kennen, Flüsse brauchten kein Visum. „Mein Auftrag ist der Auftrag in der Bibel an Adam: den Garten Eden zu kultivieren und zu bewahren.“ Sein Nachsatz: „Helfe uns Gott.“
("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.12.2009)