Uwe und Kurt Scheuch, die politischen Brutalinski-Brüder, gefürchtet auch in der eigenen Partei.
Es war einer der verstörendsten Auftritte der jüngeren Fernsehgeschichte: Statt dem Steuerzahler in Demut „Danke“, „Danke“ und nochmals „Danke“ zu sagen, gab sich Uwe Scheuch, aus Klagenfurt zugeschaltet, Montagabend am „Runden Tisch“ des ORF zur Hypo-Causa patzig, selbstherrlich und anmaßend.
Zwei Tage später sollte er einen noch größeren Auftritt haben. Gemeinsam mit FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache verkündete er den Übertritt des Kärntner BZÖ in die Bundes-FPÖ. „Ein Putsch“, wie der nicht eingeweihte BZÖ-Obmann Josef Bucher meinte. Ein Putsch, der nur zum Teil gelang. Denn die „fünf Kärntner Abgeordneten“, von denen Scheuch am Mittwoch noch sprach, waren letztlich nur vier.
„Uwe Scheuch ist wirklich gefährlich“, sagt ein ehemaliger Parteifreund. Josef Bucher zog sogar Parallelen zu einer Zeit, als Lederstiefel in der Politik salonfähig waren. Geplant hatte Uwe Scheuch den Coup gemeinsam mit seinem Bruder Kurt Scheuch, bundesweit bekannt, seit er 2002 in Knittelfeld das zwischen Jörg Haider und Susanne Riess-Passer akkordierte Kompromisspapier auf offener Bühne zerriss.
Die Gebrüder Scheuch sind auch in der FPK, vormals Kärntner BZÖ, gefürchtet und wenig beliebt. Das ist, wenn man so will, die politische Überlebensversicherung Gerhard Dörflers, der aufgrund seines umgänglichen Wesens deutlich mehr Freunde hat. Realpolitisch hat sich Dörfler aber mehr oder weniger auf die Rolle des obersten Repräsentanten des Landes beschränkt. Das parteipolitische Geschäft erledigen die Scheuchs. Und das knallhart. Man findet auch beim politischen Gegner kaum jemanden, der Gutes über die beiden sagen möchten.
Es ist ihre „Herrenbauern-Mentalität“, das forsche, freche, selbstbewusste Auftreten, das viele bei den Gebrüdern Scheuch erschreckt. Lange galt Uwe Scheuch als das freundliche Gesicht und Kurt Scheuch als rabiater Rohling. Doch die Grenzen verschwimmen. Kurt Scheuch ist im Laufe der Jahre etwas besonnener geworden, dafür wurde Uwe Scheuch umso machtbewusster.
Aufgewachsen sind die beiden auf dem Sternhof, ihrem 120 Hektar großen Gutsbesitz in Mühldorf in Oberkärnten. Im Freiheitskampf gegen Napoleon Bonaparte war hier das Hauptquartier von Johann Baptist Türk, dem Kärntner Andreas Hofer, gewesen. Die Scheuchs wuchsen ohne Vater auf, dieser war mit dem Traktor tödlich verunglückt, als Uwe eineinhalb Jahre alt war. Noch heute wohnen die Familien der Brüder Scheuch auf dem Sternhof unter einem Dach.
Die prägende politische Persönlichkeit war der Großvater: Robert Scheuch, Mitbegründer des VdU, des Vorläuferverbands der FPÖ, Nationalratsabgeordneter und Kärntner Parteiobmann. In der Nazizeit war Robert Scheuch Sektionschef im NS-Landwirtschaftsministerium, der NSDAP war er bereits 1935 beigetreten.
NS-Vergangenheit des Großvaters
Zur NS-Vergangenheit ihres Großvaters wahren Kurt und Uwe Scheuch Distanz, NS-Verharmlosungen oder -Anspielungen sind von ihnen nicht überliefert. Dafür sind sie auch zu klug. Dennoch sind beide tief im national-freiheitlichen Milieu verwurzelt.
Auch Claudia Haider hätte lieber den Großgrundbesitzer Uwe Scheuch, einen von Ihresgleichen, als Nachfolger ihres Mannes als Landeshauptmann gesehen. Hätte Gerhard Dörfler bei der heurigen Landtagswahl verloren, wäre es wohl so gekommen. Sichtlich enttäuscht war, wie Beobachter berichten, Uwe Scheuch, als am 1. März 2009 zu Mittag die ersten – für das BZÖ sensationellen – Wahlergebnisse eintrudelten. Wenige Stunden später jubelte er in Klagenfurt demonstrativ mit Gerhard Dörfler. Die überschäumenden Freudensbekundungen wirkten allerdings ein wenig zu aufgesetzt.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.12.2009)