Nach Pilz-Vorstoß bei Elefantenrunde: Neuer Anlauf für Mindestunterhalt

Peter Pilz bei der Puls-4-Elefantenrunde
Peter Pilz bei der Puls-4-ElefantenrundeAPA/HERBERT PFARRHOFER
  • Drucken

Listengründer Pilz kündigt einen Entschließungsantrag an, die SPÖ arbeitet an einem Gesetzesantrag. Die ÖVP steht zu der bei der Debatte auf Puls 4 gemachten Zusage.

Der Nationalrats-Wahlkampf bringt nun einen neuen Anlauf für einen staatlichen Mindestunterhalt. Nach einem Vorstoß der Liste Pilz sprachen sich alle fünf Parlamentsfraktionen für entsprechende Verbesserungen für armutsgefährdete Alleinerzieherinnen und ihre Kinder aus.

Der Ex-grüne Listengründer Peter Pilz hatte in der "Elefantenrunde" auf Puls 4 am Sonntagabend die Forderung seiner Kandidatin Maria Stern, Obfrau des Forum Kindesunterhalt, platziert und eine staatliche Garantie für einen ausreichenden Unterhalt gefordert. Auf die Frage, ob der Staat für Alleinerzieherinnen einspringen und den Unterhalt übernehmen sollte, antworteten schließlich alle sechs Spitzenkandidaten mit "Ja".

Pilz will "Pakt gegen Armut" für Alleinerzieherinnen und Kinder

Pilz kündigte nun einen Entschließungsantrag im nächsten Plenum an, wonach es pro Kind monatlich mindestens 250 Euro Unterhalt geben soll. Damit rette man 50.000 Frauen und 70.000 Kinder aus der "Armutsfalle", meinte Pilz. Ein solcher Entschließungsantrag ist freilich unverbindlich und de facto nur ein Appell an die Bundesregierung - Pilz sieht darin aber "eine geltende Verpflichtung". Überhaupt wünscht er sich bei der nächsten "Elefantenrunde" auf ATV Ende dieser Woche die Unterschriften aller Spitzenkandidaten unter einen eigenen "Pakt gegen Armut" für Alleinerzieherinnen und Kinder.

Applaus für seinen TV-Vorstoß erntete Pilz Sonntagabend sogleich von Kanzler Christian Kern (SPÖ), der an ebendiese Forderung in seinem Wahlprogramm erinnerte: "Gratulation, gut gemacht!" Pilz habe eine "Spontan-Läuterung beim einen oder anderen Kollegen herbeigeführt", frohlockte Kern wohl mit Blick auf ÖVP-Chef Sebastian Kurz und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache.

FPÖ "in der Sache prinzipiell dafür"

Wie die Sache parlamentarisch tatsächlich aufgegriffen wird, wird sich zeigen. Aus der ÖVP hieß es, man stehe zu der Zusage, wie sie am Sonntag getätigt wurde. Weitere Details wollte man nicht kommentieren. Auch die Freiheitlichen sind "in der Sache prinzipiell dafür", wollen sich aber noch anschauen, was genau auf den Tisch kommt. Die Grünen betonten ebenfalls, dass sie Pilz' Antrag nicht kennen, sind aber grundsätzlich offen, treiben sie doch seit Jahren einen existenzsichernden Unterhalt für Kinder voran.

Die SPÖ will jedenfalls die Gunst der Stunde für ihre langjährige Forderung nutzen und am liebsten überhaupt gleich Nägel mit Köpfen machen. Im Klub arbeitet man denn auch bereits an einem Gesetzesantrag für eine "Unterhaltsgarantie", den man dann mit den anderen Fraktionen besprechen will.

Bisher schon Unterhaltsvorschuss, Höhe ist Einzelfallentscheidung

Grundsätzlich ist die Unterhaltshöhe eine Einzelfallentscheidung, die vom zuständigen Gericht im Zuge eines Unterhaltsverfahrens oder eines Scheidungsverfahrens getroffen wird. Was es derzeit schon gibt, ist ein Unterhaltsvorschuss: Kann der Unterhaltspflichtige (in der Regel der Vater) nicht zahlen, springt der Staat ein und versucht dann, sich das Geld zurückzuholen. Das Problem: Der Vorschuss leitet sich vom zugewiesenen Unterhaltstitel ab, und der kann je nach Verdienst des Vaters eben auch sehr gering sein, erklärt Sonja Ablinger vom Österreichischen Frauenring.

Ein Mindestunterhalt, der sich zumindest am Regelbedarfssatz orientiert, steht deshalb schon lange auf der Wunschliste des Frauenrings. Ablinger merkt dazu an, dass auch die Regelbedarfssätze erneuert werden müssten und es eine aktuelle Analyse brauche, wie viel Kinder kosten - denn aktuell basiere die Festsetzung auf einer Spezialauswertung der Konsumerhebung aus dem Jahr 1964.

Nationalratswahl 2017

Die Nationalratswahl findet am 15. Oktober 2017 statt. Bundesweit treten zehn Listen an: SPÖ, ÖVP, FPÖ, Grüne, Neos, Liste Pilz, Weiße, FLÖ, KPÖ PLUS, GILT.

Wahlprogramme: Was fordern die im Nationalrat vertretenen Parteien? Die Wahlprogramme von SPÖ, ÖVP, FPÖ, Grüne und Neos im Überblick.

TV-Duelle und Chats: ORF und Privatsender veranstalten TV-Duelle. Die „Presse“ lädt alle Spitzenkandidaten der bundesweit antretenden Parteien zu Live-Chats: TV-Duelle und Chat-Termine im Überblick.

„Presse“-Services zur Wahl:Rainer Nowaks Wahlbriefing täglich um 7 Uhr in Ihrer Mailbox; WhatsApp-Service; SMS-Service.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Symbolbild: Kinderschuhe
Nationalratswahl 2019

Pilz zu Kindesunterhalt: "Jetzt hat die ÖVP ihr Wort gebrochen"

SPÖ, ÖVP und FPÖ bringen je eigene Anträge zur Reform des Kinderunterhalts ein. Parteigründer Pilz strebt nun eine Allianz mit SPÖ, FPÖ, Grünen und Neos an.
Wolfgang Brandstetter
Nationalratswahl 2019

ÖVP lehnt SPÖ-Vorschlag zu Unterhaltsgarantie ab

Der SPÖ-Antrag sieht Besserstellungen für Alleinerziehende vor, deren Partner beim Unterhalt säumig sind. ÖVP-Vizekanzler Brandstetter will stattdessen ein Unterhaltszuschuss-Gesetz im Wege der Mindestsicherung.
SPÖ-Klubobmann Andreas Schieder
Nationalratswahl 2019

SPÖ will Unterhaltsgarantie noch vor der Wahl umsetzen

Ziel ist, dass den Müttern oder Vätern dank staatlicher Zuschüsse mindestens 200 Euro zukommen, sagt Klubchef Schieder. Die ÖVP gibt sich grundsätzlich gesprächsbereit.
Nationalratswahl 2019

Unterhaltsvorschuss: Wenn Papa Staat Alimente zahlen soll

Alle Parteien wollen, dass der Staat Alleinerziehern stärker hilft. Schon jetzt springt der Bund bei den Alimenten ein. Aber zahlt er auch genug?

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.