Kern inseriert nicht mehr in "Österreich": "Wird Nachteile für uns haben"

SPÖ-Kanzler Christian Kern.
SPÖ-Kanzler Christian Kern.(c) APA (Hans Punz)
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"Österreich" hatte aus internen Papieren berichtet und den Kanzler als Prinzessin abgebildet. Wolfgang Fellner findet, der Kanzler dürfe kein Mimoserl sein. Indes klagt Ex-Kanzler Gusenbauer die Zeitung.

Keine Wahlkampf-Inserate oder Interviews: SPÖ-Chef Christian Kern bleibt bei seinem Haltung gegenüber der Tageszeitung "Österreich". "Irgendwo gibt es Grenzen", wiederholte Kern am Dienstag. Einen völlig anderen Blick hat freilich "Österreich"-Herausgeber Wolfgang Fellner, der  den Abdruck eines internen SPÖ-Papiers verteidigte. Die Veröffentlichung ist der Stein des Anstoßes: Der Kanzler die Texte der bunten Zeitung als "Kampagne und Angriff auf die politische Kultur im Land", Fellner dagegen bezeichnet die Veröffentlichung als "journalistische Pflicht". Das von Kern gezeichnete Bild in dem internen Papier ist wenig schmeichelhaft. Er wird unter anderem als "Prinzessin" und "ungemein eitel" bezeichnet.

Kern räumte bei einem Pressetermin auf Nachfrage ein, dass der von ihm verkündete Boykott natürlich die in dem Papier erhobenen Unterstellungen befeuern könnte: "Das wird es wohl werden, aber ich sehe das in größter Gelassenheit." Gleichzeitig betonte der SPÖ-Vorsitzende, dass er bei seiner Linie bleibe: "Ich denke, die Kollegen haben da mehrfach Grenzen überschritten, bis zu einem Punkt, wo ich sagen muss, ja, ich nehme das zur Kenntnis, dass man das dort so macht. Aber dann bitte ich auch zur Kenntnis zu nehmen, dass das für mich kein Medium ist, über das ich mit den Österreichern und Österreicherinnen kommunizieren möchte. Ich sehe das ganz gelassen, da ist jeder seines Glückes Schmied."

Kanzler sogar in Prinzessinnenkleidung montiert

Vorteile erwartet sich Kern durch seinen Schritt keine, im Gegenteil: "Wird es im Wahlkampf helfen? Gewiss nicht, das ist mir bewusst. Das wird Nachteile haben für uns, die werden das weiter machen, werden diese Kampagne vielleicht jetzt noch wütender führen, das mag schon alles sein. Aber auf der anderen Seite: Irgendwo gibt es Grenzen. Ich möchte nicht meinen Söhnen jedes Wochenende erklären, dass das ein Blödsinn ist, was sie in der Zeitung lesen", sagte der Kanzler.

"Österreich" hatte aus internen Papieren eines ehemaligen SPÖ-Beraters berichtet, in denen Kern unter anderem vorgehalten wurde, eitel zu sein und oft mimosenhaft zu reagieren. Die Gratiszeitung hatten den Kanzler zuletzt in Fotomontagen sogar in Prinzessinnenkleidung abgebildet. Fellner sieht das Vorgehen seiner Zeitung als richtig an - und schrieb einen langen Artikel über das, was er richtig und Bundeskanzler Kern falsch macht: "Der Abdruck des 'Dossiers', auf das der Kanzler wie eine Super-Mimose reagiert, war journalistische Pflicht". Kern solle überlegen, ob seine Reaktion angemessen war, ein Regierungschef "sollte kein Mimoserl und keine 'Prinzessin' sein".

"Österreich" vs. "Sektion 8"

Innerhalb der SPÖ gibt es schon seit längerem Stimmen, die sich für einen Inseraten-Stopp in "Österreich" und anderen Boulevardmedien aussprechen, allerdings nicht wegen etwaiger Kritik am SPÖ-Chef, sondern wegen der hetzenden Berichterstattung, die diesen Medien vorgeworfen wird. Die "Sektion 8" der SPÖ hatte etwa gefordert, dass Medien, die "Angstmache" und das "Ausspielen von Bevölkerungsgruppe" betreiben nicht durch Inserate unterstützt werden sollten. Zwischen "Österreich" und der Sektion 8 gab es deswegen auch eine rechtliche Auseinandersetzung vor dem Handelsgericht.

Wolfgang Fellner schrieb einen langen Artikel über das, was er richtig und Bundeskanzler Kern falsch macht.
Wolfgang Fellner schrieb einen langen Artikel über das, was er richtig und Bundeskanzler Kern falsch macht.(c) Screenshot

Indes hat Michael Ram, Anwalt von Ex-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer, erklärt, "Österreich" zu klagen. "Weder Dr. Alfred Gusenbauer noch sein Büro waren direkt oder indirekt an der Erstellung des von 'Österreich' zitierten 'Strategiepapiers' beteiligt", heißt es.

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(APA/Red.)

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Kern gibt "Österreich" weder Interviews noch Inserate

"Nur, weil ich kandidiere, heißt das noch lange nicht, dass ich alles mitmachen muss", meint Kanzler Christian Kern. Wolfgang Fellner ortet "undemokratischen Stil a la Donald Trump.

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