Ex-AfD-Chefin Petry könnte neue Partei gründen

APA/dpa/Ina Fassbender
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Derzeit gebe es keine Partei, die in der Lage sei, politische Veränderungen durchzuführen, sagt Petrys Ehemann Pretzell. Das Paar erwägt einen politischen Neuanfang.

Nach der Abkehr führender AfD-Politiker von ihrer Partei sondieren diese die Möglichkeiten eines politischen Neuanfangs. Der ehemalige nordrhein-westfälische AfD-Partei- und -Fraktionschef Marcus Pretzell hat angedeutet, dass er und seine Ehefrau Frauke Petry womöglich eine neue Partei gründen könnten.

Eigentlich gebe es für ihn in Deutschland nach dem angekündigten AfD-Austritt mit der CSU nur noch eine politisch relevante Partei, die aber durch ihre regionale Beschränkung auf Bayern "bundespolitisch völlig kastriert" sei, sagte Pretzell am Mittwoch im ZDF. Daher fehle es derzeit an einer Partei, die in der Lage wäre, politische Veränderungen durchzusetzen. "Wenn es keine gibt ..., begann er den folgenden Satz, ohne ihn aber zu Ende zu führen. "Lassen sie sich mal überraschen, was wir so vorhaben", ergänzte er dann.

"Wir führen einige Gespräche dieser Tage", erklärte er. Eine kurzfristige Entscheidung werde es wohl nicht geben. "Lassen Sie sich mal überraschen. Es wird einige Zeit, einige Wochen dauern. Dann werden wir das machen, was wir uns für die Zukunft vorgenommen haben."

Pretzell und Petry sahen keinen Gestaltungswillen in AfD mehr

Dass er und seine Frau, die bisherige AfD-Vorsitzende, erst nach der Bundestagswahl ihren Austritt aus der Partei angekündigt hatten, begründete er unter anderem damit, das man den Wahlkampf der AfD nicht habe beschädigen wollen. "Kurz vor der Wahl den Bettel hinzuschmeißen und den Wahlkampf zu versauen, wäre auch nicht der richtige Weg gewesen", sagte er. Es gebe in der Partei, auch der Bundestagsfraktion, neben abseitigen auch vernünftige Stimmen. Petry und ihm gehe es um Politikfähigkeit, Gestaltungswillen und das Durchsetzen von Inhalten. Dies sei innerhalb der AfD aber nicht mehr zu erkennen. Daher kehrten sie der AfD den Rücken.

Petry hatte am Dienstag angekündigt, nicht nur der AfD-Bundestagsfraktion nicht angehören zu wollen, sondern auch aus der Partei auszutreten. Ebenfalls am Dienstag hatte Pretzell seinen Austritt aus der AfD angekündigt. Mit Pretzell will auch Vizefraktionschef Alexander Langguth gehen. Beide wollen ihr Mandat im Düsseldorfer Landtag zunächst als parteilose Abgeordnete ausüben.

Die rechtspopulistische Alternative für Deutschland (AfD) war bei der Bundestagswahl als drittstärkste Kraft hervorgegangen. Erstmals seit 60 Jahren ist damit wieder eine Rechtsaußen-Partei im Deutschen Bundestag vertreten.

(APA/Reuters/AFP)

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