Republik im Aufsichtsrat: „Furchtbar“

(c) Michaela Bruckberger
  • Drucken

Heinrich Treichl, ehemals Generaldirektor der Creditanstalt, erinnert sich, wie es war, als ein Sektionschef den größten Eigentümer der Bank vertrat.

WIEN (kom). „Es war furchtbar – eine Peinlichkeit.“ Die Erinnerungen des heute 96-jährigen Heinrich Treichl, der in den 1970er-Jahren Generaldirektor der Creditanstalt-Bankverein AG war, sind zwar höchst lebendig, aber nicht eben positiv. Treichl weiß noch genau, wie es war, als der Staat der größte Eigentümer der Bank war und die Republik auch im Aufsichtsrat das alleinige Sagen hatte. „Da ist ein arroganter Sektionschef für den Staat drinnen gesessen, der die Kleinaktionäre abgeschmettert hat.“

Diese Zeiten sind zwar längst vergangen, doch haben verstaatlichte Banken in Österreich Tradition. Die Creditanstalt wurde 1946 verstaatlicht. Ab 1956 wurde die damals größte Bank Österreichs teilprivatisiert: durch den Verkauf von stimmrechtslosen Vorzugsaktien und „politisch platzierten“ (Treichl) Stammaktien mit Stimmrecht. In Staatseigentum standen auch die Länderbank und die Österreichische Postsparkasse, als diese noch (selbstständig) existierten.

Erst die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise hat wieder zu einer (Not-)Verstaatlichung geführt: Weil die Zahlungsunfähigkeit drohte, musste die Republik im November 2008 für symbolische zwei Euro die Kommunalkredit Austria übernehmen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.12.2009)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

FILE - Outside view of the headquarters of Hypo Alpe Adria Bank in Klagenfurt, Austria on Monday, Dec
International

EU genehmigt Rettung der Hypo Alpe vorläufig

Mit der Genehmigung weitet die Kommission gleichzeitig die seit Mai laufende Beihilfenprüfung bei der Hypo und der BayernLB aus. Bis März 2010 muss ein umfassender Umstrukturierungsplan vorliegen.
The logo of the Bavarian public sector bank BayernLB is pictured in Munich
International

Hypo: Bayerischer Sparkassen-Chef geht

Sparkassen-Chef Naser war wegen des Desasters rund um die BayernLB und die Kärntner Hypo Group Alpe Adria immer stärker unter Druck geraten. Nun gibt er auf.
Recht allgemein

Hypo als Staatsbank zur Sparsamkeit verpflichtet

Mit der Übernahme durch die Republik finden sich Banken über Nacht in einem grundlegend geänderten rechtlichen Rahmen wieder – Rechnungshofkontrolle und Stellenbesetzungsgesetz inklusive.
Österreich

Kärnten: Kabeg-Chef springt kurzfristig ab

Deutscher zieht sich im letzten Moment zurück. Der laufende Betrieb wurde bisher über von der Hypo Alpe Adria gezeichnete Anleihen finanziert.
Österreich

Hypo Alpe Adria: Pleite, die keiner kommen sehen wollte

Der Zusammenbruch kann eigentlich niemanden überrascht haben: Seit vier Jahren ist die Bank im Gerede. Alle jetzt hochgekommenen Verfehlungen sind längst bekannt – aber niemand wollte das bisher sehen und hören.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.