Schub für den böhmischen Prater: Comeback für das alte Ringelspiel

Ernst Hrabalek auf dem revitalisierten Ringelspiel im Böhmischen Prater.
Ernst Hrabalek auf dem revitalisierten Ringelspiel im Böhmischen Prater.(c) Stanislav Jenis
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Als Kind fuhr Ernst Hrabalek auf Europas ältestem Holzkarussell – nun hat er es saniert und einen Park errichtet, der den böhmischen Prater beleben soll.

Es ist so etwas wie eine Rückkehr. „Der Böhmische Prater war als Bub mein Einzugsgebiet“, sagt Ernst Hrabalek. Auf dem Ringelspiel, mit dem er damals schon unterwegs war, steht der mittlerweile 72-Jährige auch heute – mit dem Unterschied, dass es heute ihm gehört. „Es war eine spontane Entscheidung“, erzählt er. Vor etwa einem Jahr, als er gelesen habe, dass das älteste Holzkarussell Europas, erbaut im Jahr 1890, zu verkaufen sei. Schnell habe er sich mit dem bisherigen Betreiber geeinigt. Und am gestrigen Freitag, seinem 72. Geburtstag, feierte er offiziell die Wiedereröffnung des sanierten Ringelspiels samt einem neuen kleinen Park, den er auf dem Gelände errichten ließ.

Aus Deutschland besorgte er sich eine gebrauchte Kindergeisterbahn. Aus Knittelfeld ließ er sich einen alten Bahnwaggon nach Favoriten überstellen – und dort auf Schienen stellen. Er baute ein kleines 6D-Kino, in das man durch ein riesiges Drachenmaul gelangt. Schließlich entstand auch ein Kiosk auf dem Gelände, in dem es Obst, Getränke und Kaffee geben soll. Und ganz hinten findet sich ein Pit-Pat-Kurs (eine Mischung aus Minigolf und Billard), der aber schon da war – früher stand er vorn am Zaun.

Und nicht zuletzt besorgte er aus den Niederlanden eine alte Orgel, die jetzt im Ringelspiel für die musikalische Untermalung sorgt – mit Klassikern à la „Schön ist so ein Ringelspiel“ von der Lochkarte, so wie früher, aber auch mithilfe von rund 600 Midi-Files, die aus der Orgel auch modernere Musik wie Michael Jacksons „Thriller“ holen. All das, das revitalisierte Ringelspiel und die neue Umgebung, soll als „Park Hrabalek“ künftig zu einer Attraktion werden.

Gewinn für einen guten Zweck

Aber das, sagt Hrabalek, habe keinen geschäftlichen Hintergrund. Verdienen wolle er mit dem Park nichts. Ihm gehe es darum, etwas zu schaffen, das in Erinnerung bleibt. Und das auch einem guten Zweck zugute kommt. Von einem Sozialprojekt spricht er denn auch. Was am Ende des Jahres als Gewinn übrig bleibt, soll an ein wohltätiges Projekt gehen, zunächst einmal an das Preyer'sche Kinderspital in Favoriten. An eine Einrichtung im Bezirk, dem er so etwas zurückgeben will. Denn Favoriten, das ist für ihn mit Heimatgefühl verbunden.

Aufgewachsen ist er in den 1950er-Jahren in der alten Per-Albin-Hansson-Siedlung. Die Mutter arbeitete als Putzfrau unter anderem beim damaligen Wiener Bürgermeister und späteren Bundespräsidenten Franz Jonas. Sein Vater war bei den ÖBB, arbeitete als Fahrdienstleiter am Bahnhof Oberlaa. „Und ich habe den Hausschlüssel um den Hals getragen“, sagt Hrabalek, „ich war ein Schlüsselkind.“ Gemeinsam mit den Nachbarskindern verbrachte er viel Zeit auf der Straße und eben auch im Böhmischen Prater – er bezeichnet ihn auch als sein „Kinderzimmer“. Ein Ort, der, wie er meint, im Gegensatz zum Wurstelprater viel familiärer sei. Wo man auch keine Angst haben müsse, weil die Halbwelt hier kaum präsent sei.

Von Favoriten aus startete er auch ins Berufsleben, erst als Werkzeugmacher, ehe er 1979 in Mödling eine Firma für Gusstechnik übernahm und damit ein Vermögen aufbauen konnte. Sein berufliches Netzwerk, das er sich dabei aufbaute, half ihm auch beim Projekt im Böhmischen Prater. Der Aufwand sei jedenfalls recht groß gewesen. Den Bahnwaggon aus Knittelfeld nach Wien zu überstellen sei etwa teurer gewesen als der Waggon selbst.

In diesem ehemaligen Buffetwaggon will er auch regelmäßig Veranstaltungen, etwa Lesungen und Zaubervorführungen für Kinder, organisieren – und hier treffen sich auch einmal monatlich die anderen Praterbetreiber. Um Ideen zu wälzen, sagt Hrabalek, wie man den Böhmischen Prater attraktiver machen könne. Es fehle an Parkplätzen, die Einführung des Parkpickerls habe die Situation nicht leichter gemacht – noch dazu, weil es keinen öffentlichen Zubringer gibt. Und im Winter sei er sowieso geschlossen. Noch. Denn im kommenden Jahr, hofft er, könnte es hier erstmals auch einen Böhmischen Weihnachtsmarkt geben.

AUF EINEN BLICK

Böhmischer Prater. Der Vergnügungspark am Laaer Berg entstand im 19. Jahrhundert für die böhmischen Arbeiter in den Favoritner Ziegelwerken. Öffentlich erreichbar per S60 (Grillgasse), 15A (Männertreugasse) oder 68A (Urselbrunngasse) plus Fußmarsch.

Ernst Hrabalek hat das 1890 gebaute, angeblich älteste Ringelspiel Europas im Böhmischen Prater gekauft und rundherum den „Park Hrabalek“ gebaut, der am Freitag offiziell eröffnet wurde.

Web:www.park-hrabalek.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.09.2017)

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