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Kulturpolitik

So ein Theater! Oder: Zahlenfriedhof im Schlaraffenland

Symbolbild.
Symbolbild.(c) imago/CHROMORANGE (imago stock&people)
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Bühnen. Österreichs Kulturförderung finanziert vor allem große Institutionen. Das verschlingt viel Bares. Ist das zeitgemäß? Ja und nein.

Die Ministersprecherin wird nervös: ein Artikel über Kulturpolitik? Sie schickt Papiere. Obwohl die SP-Linie feststeht: Nicht sparen, ausgeben, heißt es, wie in vielen anderen Bereichen, bei dieser Partei. Die neue VP-Kultursprecherin sendet folgendes Statement: „Kunst fördert die Entwicklung von Geist, Persönlichkeit, Empathie und sozialen Fähigkeiten!“ No na. Aber immer noch besser als andere Parteien, denen bei Subventionen vor allem eines einfällt: streichen.

Österreichs Kulturbudget ist hoch, Kultur ist aber immer noch billiger als Soziales oder Universitäten. In Zahlen: 454 Millionen Euro gibt der Bund jährlich für Kultur aus, 163 Millionen erhalten die Bundestheater an Subvention, dazu kommen etwa 204 Millionen von der Stadt Wien für Kunst und Kultur. Der Großteil dieses Geldes fließt in Institutionen, Produktionsstätten. Das gilt auch für die Länderbudgets, die hier noch nicht berücksichtigt sind. Der Löwenanteil des Bundeskulturbudgets und das Wiener Kulturbudget sowieso kommen der Hauptstadt zugute. Einige Parteien fordern mehr Regionalförderung vom Bund (das ist nicht so einfach, Kultur ist Landessache) und Künstlerförderung. Nur, wer soll darüber entscheiden? Man vertraut daher den Orten, wo Kunst entsteht oder ist – eben Theatern und Museen. Diese sorgen für die Umverteilung des Geldes an Künstler oder Kuratoren. Die Erhaltungskosten für Museen und Theater sind enorm. Der Subventionsanteil, der kreativen Einzelpersonen oder zeitgenössischer Kunst zufließt, ist gering. Wiewohl die Theater in den vergangenen Jahren eine Wende vollzogen haben, sie spielen immer weniger (aufwendige und teure) Klassiker und immer mehr kleinere, billige Zeitstücke, oft nah am Besucheralltag. Die Sprechtheater, speziell die großen, müssen zunehmend um ihr Publikum kämpfen. Neue Zuschauergruppen werden vor allem durch Laienspiel erschlossen. Film, Sport, Computerspiele oder zuletzt Streaming sind eine mächtige Konkurrenz für das Theater.


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