Was Österreich braucht

Schneller, schlanker, schlauer?

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Was Österreich braucht. Kann das kleine, gemütliche Land so schlank und so beweglich wie ein Slim-Fit-Anzug werden? Die Chancen stehen gut wie lang nicht.Ein Dossier von: Rainer Nowak, Philipp Aichinger, Oliver Grimm, Michael Laczynski, Christian Ultsch, Gerhard Bitzan, Johann Skocek, Josef Urschitz, Anna-Maria Wallner, Barbara Petsch und Alice Grancy

Christian Kern weiß bis heute nicht, ob er sich darüber ärgern oder sich geschmeichelt fühlen soll. Seine schmal geschnittenen Anzüge fielen auf, der Slim-Fit-Kanzler war geboren. Eine gute Gelegenheit für Kern, darauf hinzuweisen, mit welchen oberflächlichen Themen sich Medien so beschäftigen.
Aber sehen wir es als Rahmen für Österreich: Kann das kleine, gemütliche Land so schlank und so beweglich wie ein Slim-Fit-Anzug werden? Notwendig wäre es dringend. Denn auch wenn die SPÖ und Teile der ÖVP gern auf das neue Wirtschaftswachstum hinweisen: Österreich hat schon eine bessere Position im gesamteuropäischen Vergleich gehabt. Hat bessere Wachstumsraten, eine geringere Arbeitslosigkeit und ein niedrigeres Budgetdefizit gehabt. An der Spitze ist Österreich auch nicht bei den gängigen Tests unserer Schüler, der Zahl an Hochschulabsolventen oder der Qualität unserer Universitäten, sondern bei der Höhe der Steuerlast.

Zwar hat die aktuelle und vergangene Regierung – der Übergang unter Rot-Schwarz war fließend – durchaus richtige Maßnahmen gesetzt, das Bohren der wirklich dicken Bretter wurde jedoch als Ding der Unmöglichkeit dargestellt. Ganz offen wollten die beiden Parteien, flankiert von ihren dazugehörigen Sozialpartnern und den kaum beweglichen Landeshauptleuten, dem jeweils anderen keinen Erfolg gönnen. Der geografische, institutionelle und persönliche Egoismus wurde zur inoffiziellen Staatsreligion erhoben. Problemfelder wie Schulen, Gesundheitsverwaltung oder die Organisation der Arbeit wurden zwar an Verhandlungsrunden zur Lösung übergeben, die feierten nach Monaten im besten Fall eine Einigung auf einen Fahrplan für weitere Verhandlungen. Nägel mit Köpfen kennt die Regierung nur von den Bauarbeitern, die auf dem Ballhausplatz Schutzmauern aufstellen und wieder abreißen müssen.

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