Mit seiner Standfestigkeit hat Josef Bucher den Scheuchs eine Niederlage zugefügt. Es wird möglicherweise sein letzter Sieg gewesen sein.
Regel Nummer eins im Coup-d'Etat-Handbuch, überarbeitete Auflage 2009: Vergewissere dich vor dem geplanten Putsch, ob du auch genügend Mitstreiter hast. „Fünf Kärntner Abgeordnete“ würden aus dem BZÖ austreten und einen eigenen FPK-Klub im Parlament bilden, verkündete Uwe Scheuch am Mittwoch. Am Donnerstag waren es nur noch vier. Seit gestern lässt sich sagen: Da waren's nur noch drei. Weitere Anspielungen auf das beliebte Kinderlied ersparen wir uns – obwohl der Kärnten-Bezug durchaus gegeben wäre.
So glatt, wie sie sich das vorgestellt haben, ist der Coup der Gebrüder Scheuch nicht gelaufen. Fürs Erste ist er sogar eine ziemliche Pleite. Einen eigenen FPK-Parlamentsklub wird es nicht geben. Die drei Überläufer – die weithin unbekannten Herrn Jury und Linder sowie der bekannte „Doppelagent“ (©Jörg Haider) Strutz – werden darauf hoffen müssen, von der FPÖ-Fraktion mitversorgt zu werden.
Josef Bucher hat mit seiner Standfestigkeit seine Partei vorerst gerettet und den Scheuchs eine unerwartete Niederlage zugefügt. Doch die normative Kraft des Faktischen spricht auf Dauer für die FPK-Truppe: Der Freiheitliche in Kärnten neigt nämlich traditionell dazu, sich auf die Seite des Stärkeren – und das ist nun einmal die Landeshauptmannpartei, die etwas zu verteilen hat – zu stellen. Das war nicht anders, als sich das BZÖ von der FPÖ abspaltete.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.12.2009)