„Manchmal schmeckt die Zigarre besser als die tiefe Weisheit“, meint der Schriftsteller und Seelenkenner Arthur Schnitzler. Subtile Erotik findet nur in seinen Werken statt. Privat ist der Analytiker dekadenter Denkmuster im Wien des Fin de Siècle getrieben von „Herzensschlampereien“.
Wie die frisch gesetzten Bäume der Ringstraße wächst ein Mann in das Leben einer Stadt hinein, deren letzter Glanz der Monarchie erlischt. Arthur Schnitzler und Wien.
Seine strenge Mutter Luise stirbt 1911. Die Weichen im Leben ihres 1862 geborenen Sohnes werden spät gestellt. Er übernimmt, knapp vor seinem 50. Geburtstag, die Rolle des Familienoberhaupts. Arthur wird in einem Elternhaus groß, in dem die Meinung anderer mehr als die eigene Leistung zählt. Seiner geliebten Gouvernante verdankt er die frühe Kenntnis von Literatur: Lessing, Schiller, Shakespeare – in abgegriffenen Reclam-Heftchen.
Arthurs Weg ist vorgezeichnet. Der Sohn eines dominanten Laryngologen muss Medizin studieren. Der Arzt und Dichter hat ein Leben lang Verständnis für verletzte Seelen, ist ein Kenner psychischer Konflikte, als der er auch immer wieder mit Sigmund Freud verglichen wird. Schnitzler seziert scharfsichtig die dekadenten Denkmuster im Wien des Fin de Siècle.