Russland: Was Gerhard Schröder bei Rosneft (nicht) zu tun hat

Altkanzler Gerhard Schröder
Altkanzler Gerhard Schröder(c) APA/AFP/OLGA MALTSEVA
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Der Altkanzler im Aufsichtsrat schlägt hohe Wellen. Tatsächlich kontrollieren kann er dort wenig.

Wien. Gerhard Schröder war gut gelaunt, aber ziemlich blank. Am Freitag wurde der frühere deutsche Bundeskanzler in Sankt Petersburg zum Chef des Aufsichtsrats von Rosneft gewählt. Über seine Vorhaben befragt, gab sich der „Privatmann“ ahnungslos: Er wolle sich erst einmal in die Details einarbeiten. So heftig die Kritik am Engagement bei dem mit Sanktionen belegten russischen Ölriesen in fast allen politischen Lagern Deutschlands ausfällt, so gering dürfte seine Macht auf diesem Posten sein.

Zwar gibt es beim „russischen Erdölministerium“, wie es Kritiker nennen, durchaus ausländische Minderheitsaktionäre: BP, Katar, Glencore und künftig auch ein chinesischer Energiekonzern. Sie haben ein Interesse an möglichst vielen unabhängigen Posten im „Rat der Direktoren“. Deshalb wird er gerne mit Ausländern besetzt, wie Manager von Exxon Mobil und BP. Bis zu 580.000 Dollar erhielten sie im Vorjahr für ihre Tätigkeit.

Aber der Kreml ist absoluter Mehrheitseigentümer. Konzernchef Igor Setschin gilt als besonders enger Vertrauter von Präsident Putin und nach diesem als der zweitmächtigste Mann in Russland. Kontrollieren lässt sich so jemand nicht. Und es ist auch kaum anzunehmen, dass es Schröder auf eine Konfrontation ankommen lassen würde. Dazu fehlt es dem Wunschkandidaten des Kreml an Einfluss in Russland.

Türöffner in Europa

Umkehrt kann er aber für Rosneft als Türöffner in Europa durchaus nützlich sein. Vor allem am strategisch wichtigen Markt Deutschland, das ein Viertel seines Rohölbedarfs von den Russen bezieht. Dort hält der Konzern Anteile an drei Raffinerien und hat seit Mai eine Niederlassung in Berlin. Schröder soll helfen, Widerstände gegen eine weitere Expansion der größten russischen Erdölfirma abzubauen. Sie bleiben freilich groß.

Nicht nur wegen der Sanktionen, sondern auch wegen der Geschäftsgebarung: Setschin ließ Konkurrenten mithilfe von Geheimdienst und Justiz zerschlagen. Das schuf ein Klima der Rechtsunsicherheit, das ausländische Investoren abschreckt. (red)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.10.2017)

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