Die Zahl der in Ungarn akzeptierten Asylbewerber hat sich in den letzten Monaten plötzlich deutlich erhöht. Es gibt mehrere Erklärungen dafür – und einen politischen Nutzen.
Im Mai sagte Ungarns Justizminister László Trócsányi dieser Zeitung, sein Land habe in den ersten drei Monaten des Jahres 93 Asylsuchenden „internationalen Schutz“ gewährt, also Bleiberecht in Ungarn.Das entsprach 31 Menschen pro Monat und lag etwas unter dem in Ungarn üblichen Jahresdurchschnitt von 400 bis 500 akzeptierten Asylwerbern. Das Land hat schon immer nur wenige Flüchtlinge aufgenommen, diese aber in der Regel mit mehr Rechten ausgestattet als in anderen europäischen Ländern.
Jetzt ist es umgekehrt: Zum einen hat Ungarn 2016 alle staatlichen Integrationshilfen gestoppt. Wer aufgenommen wird, darf 30 Tage in einem Übergangslager bleiben und ist dann auf sich allein gestellt. Zum anderen aber hat sich die Zahl der angenommenen Asylbewerber im Vergleich zu der von Trócsányi genannten Zahl plötzlich vervielfacht.