Tesla – vom Jäger zum Gejagten

Das Modell 3 soll der E-Mobilität den Durchbruch bringen. Derzeit gibt es aber Anlaufprobleme.
Das Modell 3 soll der E-Mobilität den Durchbruch bringen. Derzeit gibt es aber Anlaufprobleme. (c) REUTERS
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Der Elektroautopionier verfehlt seine Ziele für das Modell 3, was Analysten aber nicht überrascht. Gleichzeitig bauen die US-Konkurrenten Ford und GM ihr Angebot deutlich aus.

Wien. Im August sollten es 100 Fahrzeuge sein. Im September bereits 1500. Und ab Dezember sollen pro Monat sogar 20.000 Stück produziert werden. Diese Zahlen gab Tesla-Chef Elon Musk Anfang Juli per Twitter bekannt, nachdem das neue Modell 3 alle regulatorischen Anforderungen erfüllt hatte. Mit dem Auto, das in den USA in der Basis-Version für unter 35.000 Dollar je Stück zu haben ist, will Tesla der Elektromobilität zum Durchbruch verhelfen. Technisch überzeugen die Autos des kalifornischen Herstellers ja bereits seit einigen Jahren. Mit Preisen, die schnell über 100.000 Dollar gehen, ist Tesla bislang aber noch kein Hersteller für die breite Masse. Das soll sich nun ändern.

Gelungen ist das in den ersten beiden Produktionsmonaten allerdings noch nicht. Statt der per Ende September geplanten 1600 Fahrzeuge wurden nur 260 Autos des Modells 3 gebaut und ausgeliefert. Bei Tesla erklärt man dies mit „Produktionsengpässen“. Es soll allerdings keine grundsätzlichen Probleme mit der Fertigungs- und Lieferkette geben, so Tesla. An der Börse reagierten die Anleger trotzdem ernüchtert. Die Aktie des Unternehmens am Nachmittag fast zwei Prozent im Minus.

„Musk hat noch nie eine Zahl geschafft“

Dies, obwohl sich gerade professionelle Anleger alles andere als verwundert zeigten, dass Tesla die selbst gesteckten Ziele nicht geschafft hat. „Ich wäre überrascht, wenn das jemanden überrascht hat“, sagte etwa Sam Korus, Analyst bei Ark Investment Management, zur Nachrichtenagentur Bloomberg. „Wenn Musk eine Prognose abgibt, dann weiß jeder, dass das ein extrem ehrgeiziges Ziel ist. „Elon Musk hat noch nie eine von ihm genannte Zahl geschafft“, pflichtet auch Ross Gerber, Chef der US-Investmentgesellschaft Gerber Kawasaki Wealth & Investment, zu. „Dass zu wenige Fahrzeuge des Modells 3 gebaut werden, war genau das, was wir auch erwartet haben.“ Laut den Analysten ist das Problem bei Tesla auch überschaubar. Der Hersteller sei nur rund drei bis vier Wochen hinter den eigenen Planungen. Im vierten Quartal sollten die Produktionszahlen daher deutlich nach oben gehen.

In Summe stellte Tesla im abgelaufenen Quartal 25.336 Autos her. Um 4,5 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum, aber nach wie vor viel weniger als seine etablierten Konkurrenten wie etwa die US-Konzerne Ford und General Motors (GM). Und just die beiden Unternehmen bliesen nun auch zum dezidierten Angriff auf Tesla. So erklärte der für Produktentwicklung zuständige GM-Manager Mark Reuss, dass der Konzern in den nächsten 18 Monaten zwei neue vollelektrische Fahrzeuge präsentieren werde. Dabei handle es sich aber nur um die ersten von mindestens 20 neuen Elektrofahrzeugen, die der Hersteller bis 2023 auf den Markt bringen wolle. „General Motors glaubt an die vollelektrische Zukunft“, so Reuss.

Ähnliche Töne gab es fast zeitgleich b

i Ford. Auch die bisherige Nummer zwei am US-Automarkt wolle die Anstrengungen in Sachen Elektromobilität deutlich intensivieren, so das Unternehmen. Bis 2020 will Ford 4,5 Mrd. Dollar in Elektrofahrzeuge investieren und in den nächsten fünf Jahren weltweit 13 Modelle einführen. Darunter soll auch ein kleiner Geländewagen sein, der mit einer Batterieaufladung rund 480 Kilometer zurücklegen kann.

5000 Förderanträge für E-Autos

Auf der Straße ist der Anteil von Elektroautos bisher allerdings noch überschaubar. So sind derzeit rund 13.000 E-Fahrzeuge in Österreich zugelassen. Der Anteil an den Neuzulassungen liegt bei 1,5 Prozent. Mit 3619 Zulassungen zwischen Jänner und August wurden jedoch um 45,1 Prozent mehr zugelassen als im Vorjahreszeitraum. Grund dafür könnte auch die Förderung von bis zu 4000 Euro je Fahrzeug seit Anfang März sein, die je zur Hälfte von der öffentlichen Hand und von den Importeuren gezahlt wird. Bisher sind 5000 Förderanträge eingelangt, etwa die Hälfte stammt von Privatpersonen. (ag./jaz)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.10.2017)

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