EZB-Politik: Langsam vom Gaspedal

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OeNB-Chef Ewald Nowotny rät zu Besonnenheit.

Wien. Die Europäische Zentralbank (EZB) werde in ihrer Zinspolitik nicht abrupt bremsen, sondern den Fuß nur langsam vom Gaspedal nehmen, sagte Nationalbank-Gouverneur und EZB-Ratsmitglied Ewald Nowotny am Mittwoch auf der FMA-Aufsichtskonferenz. Das Inflationsziel der EZB von rund zwei Prozent dürfe nicht als Punktziel interpretiert werden.

Die EZB habe anders als die US-Notenbank Fed nur die Preisstabilität als Ziel definiert. Das Zinsumfeld sei aber ein weiter Bereich. Im Bankenbereich etwa würde ein rasches Ansteigen auch Probleme bringen. „Es wäre ökonomisch völlig verfehlt, bei hoher Inflation niedrige Zinsen einzusetzen oder bei niedriger Inflation hohe Zinsen“, sagte Nowotny.

Was die Errichtung von potenziell riesigen europäischen Notfallsfonds betrifft, meinte Nowotny, dass er sich eine Stabilität völlig ohne Mitwirkung des Staates nicht vorstellen könne. Die richtige Balance sei notwendig.

Bei Finanzierungen habe sich das Bild geändert: Der Anteil der Bankkredite an Unternehmen sei seit 1996 von 24 auf 17 Prozent der Bilanzsumme gesunken. Der Anteil der Kredite an Haushalte sei dagegen von elf auf 18 Prozent gestiegen. Das Geschäft mit Unternehmen sei also vergleichsweise weniger wichtig geworden, weil diese zunehmend Finanzierungsalternativen hätten. Das Geschäft mit Haushalten sei zum wichtigsten Geschäftsbereich für das Bankensystem geworden. (APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.10.2017)

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