Kazuo Ishiguro bekommt den Literaturnobelpreis

Ein wunderbarer Autor.
Ein wunderbarer Autor.(c) Reuters
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Die drei Favoriten der Wettanbieter gingen leer aus. Der in Japan geborene englische Autor Ishiguro bekommt den Literaturnobelpreis. Es ist kein Experiment wie im vergangenen Jahr mit Bob Dylan.

Drei klare Favoriten gab es bei den Wettbüros: Die Kanadierin Margaret Atwood, den Kenianer Ngugi wa Thiong'o und Haruki Murakami aus Japan. Die Zocker sollten nicht Recht behalten: Der Literaturnobelpreis 2017 geht an den englischen Autor Kazuo Ishiguro. Er war auf den oberen Plätzen nicht zu finden. Ishiguro wurde in Nagasaki geboren, lebte dort aber nur bis 1960. Als er fünf Jahre alt war, zog seine Familie ins Vereinigte Königreich.

Es ist eine Überraschung, aber ein Experiment wie im vergangenen Jahr mit Bob Dylan ist es nicht. "Wenn man Jane Austen mit Franz Kafka mischt", erhalte man Kazuo Ishiguro, heißt es vom Komitee. Obwohl er natürlich einen ganz eigenen Stil habe. Ishiguro sei ein Autor, "der in seinen Romanen von großer emotionaler Kraft den Abgrund unter unserem trügerischen Gefühl der Verbundenheit mit der Welt aufdeckt", so die Begründung der Schwedischen Akademie.

"Alles, was wir geben mussten": ein Meisterwerk

Bekannt ist vor allem "Was vom Tage übrig blieb", ein Roman über einen alternden Butler, der auch mit mit Anthony Hopkins und Emma Thompson verfilmt wurde. Psychologisch fein gezeichnet ist sein 2005 erschienener Roman "Alles, was wir geben mussten", der von der Kritik hoch gelobt wurde und von dem man nicht allzu viel wissen sollte, wenn man ihn noch lesen möchte. Zuletzt, nämlich 2015, auf Deutsch erschienen ist "Der begrabene Riese". Ishiguros Werk umfasst acht Bücher, die in mehr als 40 Sprachen übersetzt und millionenfach verkauft wurden.

Ob die drei Wett-Favoriten Margaret Atwood, Ngugi wa Thiong'o und Haruki Murakami überhaupt nominiert waren, werden wir übrigens erst in 50 Jahren wissen – so lange bleiben die Nominierungen nämlich geheim. Spielt eigentlich die Herkunft eine entscheidende Rolle? Das wird immer wieder diskutiert. Viele glaubten, dass, nachdem der Preis in den vergangenen fünf Jahren nach Nordamerika, Asien und Europa ging, jetzt nun ein Afrikaner oder Südamerikaner an der Reihe wären. Diese Spekulation wird stets zurückgewiesen.

Traditionell entscheiden 18 Männer und Frauen über den Preis: Schriftsteller, Historiker, Literaturwissenschaftler und Sprachforscher. In diesem Jahr bleibt aber ein Sitz der Akademie leer: Stuhl Nr. 9. Der Schriftsteller Torgny Lindgren, der diesen zuletzt innehatte, starb im März.

Anruf bei Ishiguro: Er glaubte an Scherz

Ishiguros Werke.
Ishiguros Werke.(c) AFP

Die BBC erreichte den Autor noch vor dem Nobelpreiskomitee. Als Kazuo Ishiguro den Anruf der Journalisten erhielt, dachte er zunächst an einen Scherz. "Es ist eine überwältigende Ehre, vor allem, weil es bedeutet, dass ich nun in die Fußstapfen der größten Autoren trete, die gelebt haben. Das ist also eine grandiose Referenz", sagte Ishiguro. Er hoffe, dass die Nobelpreise einen positiven Einfluss haben könnten, denn die Welt befinde sich in unsicheren Zeiten. Er wäre zutiefst bewegt, wenn es ihm gelänge, zu einer neuen positiven Atmosphäre mit beitragen zu können.



(rovi)

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