Der Notenbank-Chef erwartet ein Ende der expansiven Geldpolitik.
Wien. Nationalbank-Gouverneur Ewald Nowotny erwartet ab Anfang 2018 eine langsame Abkehr der Europäischen Zentralbank (EZB) von ihrer expansiven Geldpolitik. „Ich gehe davon aus, dass wir mit Beginn des kommenden Jahres in eine vorsichtige Geschwindigkeitsverringerung übergehen“, sagte Nowotny laut Online-Ausgabe des Magazins „Trend“.
Den Rückkauf von Unternehmensanleihen – darunter von großen Glücksspielkonzernen, Ölfirmen und Industriegiganten – sieht Nowotny kritisch. Der Ankauf solcher Anleihen könne tatsächlich verzerrende Effekte haben, sagte er. „Ich bin dafür, dass wir diesen Bereich künftig nicht mehr ins Programm aufnehmen.“
Nowotny ist sehr kritisch, was die Kryptowährung Bitcoin betrifft. „Ich halte diese Entwicklung für gefährlich und zutiefst unseriös. Bitcoin ist keine Währung, sondern es ist hoch spekulativ und volatil, unterliegt auch keiner Aufsicht. Die Kursbewegungen der jüngsten Zeit verdeutlichen das. Wir sagen daher mit Nachdruck: Es muss jedem bewusst sein, dass er damit ein hohes Risiko eingeht“, sagte er.
Für die österreichischen Banken erwartet er eine weitere Konsolidierung. Durch Gründung von Internetbanken (Fintechs) gebe es eine große Zahl von Finanzinstituten, „es wird also zu einem Überleben der Tüchtigsten kommen“. Allen Banken sei klar, dass sie vor technischen Entwicklungen stünden, die sie nicht ignorieren dürften.
Der Leitzins der Europäischen Zentralbank liegt seit März 2016 bei 0,0 Prozent. Mit billigem Geld versucht die EZB, die Konjunktur in der Eurozone zu stärken und eine Deflation zu verhindern. Die EZB kauft monatlich um 60 Milliarden Euro Staats- und Unternehmensanleihen. (APA)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.10.2017)