EU-Agentur: Mängel geklärt?

EU-Arzneimittelbehörde (EMA) in London.
EU-Arzneimittelbehörde (EMA) in London.REUTERS
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Die Arzneimittelbehörde kritisiert die angebotenen Gebäude. Aus Wiener Sicht handelt es sich um ein Missverständnis.

Wien. Es war eine ambivalente Botschaft, die London am Mittwoch nach Wien schickte. Wie die „Presse“ berichtete, wird in einer internen Bewertung der EU-Arzneimittelbehörde (EMA) Wien – anders als im Ranking der EU-Kommission – als künftiger Standort präferiert. Grund für Jubel ist das noch nicht, denn die angebotenen Gebäude, konkret das VIE26 an der Erdberger Lände und der Campus in der Leopoldstadt, sagen der EMA nicht zu. Bemängelt werden etwa die Sicherheitsvorkehrungen, der Eingangsbereich, der Platzbedarf für die 1300 Arbeitsplätze und fehlende Konferenzeinrichtungen.

In Wien sorgt das für Erstaunen. „Wir sind uns sicher, dass die Gebäude den Anforderungen entsprechen“, sagt ein Sprecher der Wirtschaftsstadträtin Renate Brauner (SPÖ). Die Kritik erklärt man sich mit Fehlern in der Kommunikation. So gehe es teilweise um „Selbstverständlichkeiten“ wie eine unabhängige Stromversorgung, die man einfach nicht extra in die Unterlagen geschrieben hätte. Hier müsse man nicht nachbessern, sondern bloß „besser erklären“.

Aus Sicht von Christoph Stadlhuber, Geschäftsführer von Signa (zuständig für den Campus-Standort) hat man das auch bereits. Die kritisierten Punkte seien eigentlich geklärt. „Wir haben bereits eine elaborierte Planung zur Prüfung übermittelt.“ Allerdings sei die offenbar nicht in die Bewertung eingeflossen. Man hoffe stark, dass das noch geschehe.

Kritik an der Kritik gibt es auch: Im Wirtschaftsressort im Rathaus und bei der Wiener Wirtschaftsagentur hegt man den Verdacht, dass die Standorte in den unterschiedlichen Ländern von verschiedenen Prüfern sehr verschieden bewertet worden sind. So verstehe man nicht, dass die Gebäudelösung in Amsterdam so gut abschneide, wo doch die EMA dort bis zur Fertigstellung ihrer Unterkunft ein Zwischenquartier beziehen müsse.

Neos wollen St. Marx

Forderungen, nun rasch ein neues Gebäude für die EMA zu nominieren – die Wiener Neos denken an St. Marx – tut Uschi Kainz, Sprecherin der Wirtschaftsagentur Wien als unrealistisch ab. Die Agentur wolle bis April 2019 übersiedeln und in St. Marx gebe es kein passendes Gebäude. Und überhaupt habe man damals gemeinsam mit der EMA passende Objekte herausgefiltert.

Allerdings: Egal, ob es Wien noch gelingt, die uneingeschränkte Sympathie der EMA zu gewinnen, ist das noch keine Entscheidung. Darüber befindet nämlich der Rat der 28 Regierungsvertreter. Und da spielen politische Erwägungen vermutlich eine größere Rolle als Gebäudemängel. (uw)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.10.2017)

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