Thomas Brezina und der Flughafen

Flughafen-Vorstände Julian Jäger (li.), Günther Ofner (re.) mit Thomas Brezina.
Flughafen-Vorstände Julian Jäger (li.), Günther Ofner (re.) mit Thomas Brezina.(c) Photopam.com
  • Drucken

Der Kinderbuchautor und Fernsehproduzent Thomas Brezina hat die neue Erlebniswelt auf dem Flughafen Wien gestaltet. Ein Rundgang.

Wohin fährt eigentlich ein Koffer nach der Gepäcksaufgabe? Was macht ein Ramp Agent? Und wie schaffen es Fluglotsen, täglich 620 Starts und Landungen zu koordinieren, ohne dass sich dadurch ein Stau bildet? All diese Fragen werden auf dem Flughafen Wien nun von Thomas Brezina beantwortet. Der Kinderbuchautor, Fernsehmoderator und Produzent – mit dessen Knickerbocker-Bande, Tom Turbo oder Tiger-Team mehrere Generationen aufgewachsen sind – hat nämlich die neue Besucherattraktion gestaltet.

„Ich habe mich an meine Kinder erinnert, die leuchtende Augen bekamen, wenn es um Tom Turbo ging“, sagt Günther Ofner, Vorstand der Flughafen Wien AG, der gemeinsam mit seinem Kollegen Julian Jäger und eben Thomas Brezina den neuen Erlebnisraum unterhalb der Besucherterrasse gestern, Donnerstag, eröffnete.

Staunen statt schimpfen

Schon jetzt besuchen gut 100.000 Menschen jährlich den Flughafen im Rahmen einer geführten Tour, um einen Blick hinter die Kulisse zu werfen. Vor gut zwei Jahren wandte sich der Flughafen an Thomas Brezina, der gemeinsam mit seinem Team auf 600 Quadratmetern eine multimediale Erlebniswelt gestaltete. Er selbst kann sich noch gut an seine erste Begegnung mit dem Flughafen erinnern. Fünf oder sechs Jahre alt muss er gewesen sein, als er mit seinen Eltern erstmals den Flughafen besucht hat. „Ich bin mit meinen Eltern auf der Terrasse gesessen, sie haben einen Kaffee getrunken, und wir haben den Rundblick auf den Flughafen und die Stadt genossen. Es war ein unglaubliches Erlebnis“, sagt Brezina.

Ihn störe es wahnsinnig, dass derzeit so viel geschimpft und gemeckert werde. „Aber es wird viel zu wenig gestaunt. Ich hatte das große Glück, in einer Familie aufzuwachsen, in der das Staunen großgeschrieben wird.“

Er selbst sei im Zuge des Projekts auch ins Staunen gekommen. Vor allem die Wege, die ein Koffer zurücklegt, haben es ihm angetan. Weshalb einer der vier Pavillons auch den Gepäckstücken gewidmet ist.

„Sie können sich selbst als Koffer erleben“, sagt Brezina. Wobei man sich dabei keine wilde Rutschfahrt durch die 14 Kilometer langen Förderkanäle vorstellen darf. Der Weg, den ein Koffer auf dem Flughafen Wien zurücklegt, wird hier mittels einer Videoinstallation gezeigt. Maximal 50.000 Koffer können auf dem Flughafen zu Spitzenzeiten innerhalb einer Stunde abgefertigt werden.

Im Cockpit-Pavillon erfährt man alles rund um Start und Landung. Etwa, dass die Landegeschwindigkeit 250 km/h beträgt, oder aber, dass sich Ramp Agent (der Koordinator für die Flugzeugabfertigung) und Pilot in Wien durchaus mit einem Servus begrüßen, auch wenn dann ein „Visitair 2807, Push Back genehmigt“ folgt (die Erlaubnis fürs Zurückschieben).

Im Tower-Pavillon sieht man den Flughafen aus der Sicht eines Fluglotsen und erfährt, wie die „Straßen der Lüfte“ funktionieren. Immerhin ist etwa die direkte Luftlinie zwischen Wien und Tokio „nur“ 9130 Kilometer lang, ein Flugzeug muss aber 12.660 Kilometer dafür zurücklegen, manchmal im Zickzackkurs, um Rücksicht auf Verkehr, Rückenwind, aber auch Militär- und Krisenregionen zu nehmen.

Der vierte Pavillon widmet sich dem Rund-um-die-Uhr-Betrieb des Flughafens: von den gut 50 Fußballfelder großen Bodenflächen, die jede Nacht gereinigt werden, den Hunderten Schnitzeln, die hier paniert werden, bis zu den zwei Millionen Litern Kerosin, die jährlich verbraucht werden.

Mit dem Erlebnisraum, wie die Installation vom Flughafen genannt wird, will man nicht nur die Faszination Flughafen beleuchten, sondern auch mehr Verständnis für die Abläufe erzielen, auch wenn einmal nicht alles funktioniert. Geöffnet ist sie ab nun täglich von 10 bis 20 Uhr (Eintritt inklusive Flughafenführung: 15,90 für Erwachsene, 11,90 für Kinder). (ks)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.10.2017)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.