Las Vegas: Waffenlobby für "verstärkte Kontrolle"

APA/AFP/ROBYN BECK
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Nach dem Massaker in Las Vegas mit 58 Toten spricht sich der US-Präsident dafür aus, Dauerfeuer-Vorrichtungen zu verbieten. Er bekommt Unterstützung von der mächtigen NRA.

Nach dem Blutbad von Las Vegas kommt Bewegung in die Debatte um das US-Waffenrecht. Das Weiße Haus und Vertreter der konservativen Republikaner zeigten sich am Donnerstag offen für ein Verbot von Vorrichtungen, mit denen halbautomatische in vollautomatische Waffen umgerüstet werden können. Selbst die mächtige Waffenlobby NRA sprach sich für eine verstärkte Kontrolle der sogenannten Bump Stocks aus.

Der Attentäter Stephen Paddock hatte am Sonntagabend bei einem Country-Musik-Festival tausende Schüsse in die Zuschauermenge abgefeuert und dabei 58 Menschen getötet und fast 500 weitere verletzt. Rund ein Dutzend seiner Gewehre waren mit einem Bump Stock ausgerüstet, mit dem Schüsse in sehr schneller Folge abgegeben werden können. Teilweise feuerte er von seinem Zimmer im Hotel "Mandalay Bay" 90 Schüsse binnen zehn Sekunden ab.

"Niemand sollte eine Vorrichtung besitzen, die ein halbautomatisches Gewehr in so etwas wie ein Maschinengewehr umwandelt", sagte der demokratische Abgeordnete David Cicilline und reichte einen Gesetzesantrag für ein Verbot von Bump Stocks ein. Eine ähnliche Initiative ergriffen die Demokraten im Senat.

Obama scheiterte an Verschärfung

Die Republikaner, die in der Regel strikt gegen eine Verschärfung des Waffenrechts sind, zeigten sich offen für Gespräche. "Das ist eindeutig eine Sache, mit der wir uns befassen müssen", sagte der Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Paul Ryan. Auch mehrere republikanische Senatoren signalisierten Zustimmung. Andere aber lehnten einen solchen Vorstoß entschieden ab.

Dabei sprach sich selbst die einflussreiche National Rifle Association (NRA) für schärfere Regelungen zu Bump-Stock-Vorrichtunge aus. "Die NRA glaubt, dass Vorrichtungen, mit denen halbautomatische Gewehre wie vollautomatische Gewehre funktionieren können, zusätzlichen Regeln unterworfen werden sollten", erklärten die Chefs der Lobbyorganisation, Wayne La Pierre und Chris Cox. Die US-Behörden müssten "sofort" überprüfen, ob die Vorrichtungen "dem Bundesgesetz entsprechen". Üblicherweise lehnt die NRA jede Art von Restriktionen vehement ab.

Die Sprecherin des Weißen Hauses, Sarah Huckabee Sanders, begrüßte die Vorschläge und erklärte, die Regierung sei "gerne Teil der Debatte". Präsident Donald Trump hatte sich nach dem Blutbad von Las Vegas grundsätzlich offen für Gespräche über das in den USA überaus laxe Waffenrecht gezeigt will ein Verbot der Dauerfeuer-Vorrichtungen prüfen. Dies werde in Kürze geschehen, sagte Trump am Donnerstag.

Nach Massakern werden immer wieder Forderungen nach einer Verschärfung des Waffenrechts laut - ohne dass letztlich etwas geschieht. Trumps demokratischer Vorgänger Barack Obama scheiterte mit diversen Anläufen zur Verschärfung des Waffenrechts am Widerstand der Republikaner im Kongress.

Paddock hatte sich über Räume in Boston informiert

Unterdessen gingen die Ermittlungen zum Las-Vegas-Attentäter Paddock weiter. Medienberichten zufolge hatte sich der 64-Jährige im Internet auch über Örtlichkeiten in der US-Westküstenmetropole Boston informiert. Zuvor war bekannt geworden, dass Paddock bereits für den August zwei Hotelzimmer in Chicago mit Ausblick auf das Musikfestival Lollapalooza gebucht, dann aber nicht bezogen hatte.

Hunderttausende Menschen hatten das Open-Air-Festival besucht, darunter Obamas Tochter Malia. Paddocks Vorgehen nährt den Verdacht, dass der pensionierte Buchhalter weitere Attacken geplant hatte.

In Las Vegas erwiesen hunderte Polizisten ihrem erschossenen Kollegen Charleston Hartfield die letzte Ehre. Hartfield war der einzige Polizist, der bei dem Blutbad getötet wurde. Er hatte das Konzert als Zuhörer besucht und war nicht im Dienst gewesen.

(APA/Reuters)

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