Lange Nacht der Museen: Kaisers Hüte und Schleimwürmer

Ein Museum, Hunderte Hüte: Erich Emberger in seinem Kaiser Franz Joseph Hutmuseum in der Piaristengasse.
Ein Museum, Hunderte Hüte: Erich Emberger in seinem Kaiser Franz Joseph Hutmuseum in der Piaristengasse.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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670 Museen, ein Ticket und eine große Frage: In welches Museum zuerst? Die Auswahl ist unüberschaubar groß, der Andrang zumeist ebenso. Ein kleines Best of.

Wien. Es gibt die Ambitionierten, die möglichst viele Museen in dieser einen Nacht abklappern. Andere wollen einfach bei der abendlichen Massenwanderung von Museum zu Museum dabei sein. Wieder andere Besucher nutzen den Abend, um unbekanntere Häuser aufzusuchen, für die im restlichen Jahr keine Zeit bleibt.

Wie auch immer: Bei der Langen Nacht der Museen am heutigen Samstagabend halten in Österreich und den Nachbarländern 670 Museen von 18 Uhr bis ein Uhr früh offen und können theoretisch alle mit nur einem Ticket besucht werden. Praktisch bleibt dafür natürlich nicht ansatzweise die Zeit. Ein paar Empfehlungen:

Die Unbekannten

Zu den kleinen, privat betriebenen Museen zählt etwa das Kaiser Franz Joseph Hutmuseum in der Josefstadt, in dem Erich Emberger, Chef des darüber liegenden Lokals Piaristenkeller, seine erstaunlich große Sammlung an Hüten und anderen Exponaten aus der k.u.k. Zeit präsentiert. Angreifen und aufsetzen ist anders als in vielen anderen Museen hier ausdrücklich erwünscht. „Auch, wenn mir das hohe Restaurierungskosten verursacht: Das Angreifen macht unser Museum so lebendig“, sagt Emberger. Die Selfiequote mit diversen Hüten auf dem Kopf: hoch. Der Zugang zum Museumsbereich erfolgt über einen mit Kerzenlicht beleuchteten Weinkeller, der ein weiteres kleines Museum, die Weinschatzkammer, beherbergt (8., Piaristengasse 45).

Ein sehenswertes, (sehr) kleines Museum ist auch das Schneekugelmuseum, in dem Erwin Perzy, der in dritter Generation die Original Wiener Schneekugel herstellt, Einblick in seine Werkstatt gewährt und dabei die spannenden Geschichte erzählt, wie sein Großvater einst die Schneekugel erfand. Am Samstag gibt es hier auch eine Spezial-Schneekugel zur Langen Nacht zu erwerben. (17., Schuhmanngasse 47)

Die Neuen

Ganz neu dabei ist das Rapideum, das im Vorjahr eröffnete Vereinsmuseum des SK Rapid im neuen Stadion, das ob seines interaktiven Konzepts mit dem österreichischen Museumspreis ausgezeichnet wurde. Zu jeder vollen Stunde gibt es hier Führungen durch die grün-weiße Vereinsgeschichte (14., Gerhard-Hanappi-Platz 1).

Vergrößert wurde wiederum das noch recht junge Marktamtsmuseum am Floridsdorfer Schlingermarkt. 550 Exponate zeugen von der Geschichte der Wiener Märkte und erzählen von den Aufgaben der Lebensmittelaufsicht. Zu sehen sind etwa auch seltene Exponate wie ein Bienenbetäubungsapparat (!) aus den 1950er-Jahren.

Die Skurrilen

Beliebt ist jedenfalls das Bestattungsmuseum, das mit dem eher makaberen Programmpunkt „Sarg-Probeliegen“ viele Besucher anzieht. Hier wird die Friedhofskultur beleuchtet, Kinder und Erwachsene können – auch nicht ganz unmakaber – „Party Coffins“ gestalten, kleine Särge selbst anmalen also. (Zentralfriedhof, Zugang über das 2. Tor)

Das Museum selbst ist nicht skurril, wohl aber das heutige Programm: Im Esperantomuseum können Besucher zu jeder halben Stunde Klingonisch – eine Sprache aus „Star Trek“ – erlernen. Wer sich eher für das Museum interessiert, kann sich einer der stündlich stattfindenden Führungen anschließen. (1., Herrengasse 9).

Vielversprechend klingt auch das Science Pool – Museum der Nerdigkeiten, in dem nicht nur Kindern die Welt der Technologie auf spielerische Weise nähergebracht wird. So können hier 3-D-Welten ausprobiert werden (u. a. Google Glass), aber auch selbst Schleimwürmer oder Roboter aus Zahnbürsten und Handymotoren hergestellt werden (11., Hauffgasse 4).

Die Großen

Traditionell besonders gut besucht (anderes gesagt: überlaufen) sind die großen Wiener Museen. Die Albertina steht ganz im Zeichen der aktuellen Raffael-Ausstellung. Kinder werden im Workshop „Zeichnen wie Raffael“ unterhalten. (1., Albertinaplatz 1). Das Naturhistorische Museum zeigt heute erstmals vier 12.000 Jahre alte Eismumien (zwei Hunde-, zwei Löwenbabys), die erst gestern, Freitag, im Museum eingetroffen sind.

Zwischen Natur- und Kunsthistorischem Museum befindet sich auch der Treffpunkt der Langen Nacht: Hier starten die kostenlosen Shuttlebusse, die Besucher zu entlegeneren Museen bringen.

AUF EINEN BLICK

Die Lange Nacht der Museen findet heute, Samstag, von 18 bis ein Uhr statt. Das Ticket, das in allen teilnehmenden Museen gilt, kostet 15 Euro. In Wien gilt es auch als Fahrschein.

Web:langenacht.orf.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.10.2017)

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