Kommentar Kurz war offensiver als zuletzt. Und Kern beherzigte doch noch ein paar Silberstein-Ratschläge. Das Kanzler-Duell auf Puls4. Plus eine kleine Nachtkritik Strache vs. Kurz.
Geschenke, Geschenke! Von Sebastian Kurz gab es für den Kanzler - kleiner Seitenkniff - ein Buch von John F. Kennedy. "Frag nicht, was dein Land für dich tun kann, frag, was du für dein Land tun kannst" als Antithese zu "Hol dir was dir zusteht". Außerdem sei er ein Vorbild für ihn, so Kurz. "Hab ich schon zuhause", erwiderte der Kanzler - er schenkte wieder einen Candle-light-Dinner-Gutschein - leicht süffisant. Also anzunehmenderweise auch für ihn ein Vorbild. Austria sucht den Austro-Kennedy also.
Zuerst die Causa prima. Kern blieb bei seiner Taktik (welcher Berater hat ihm das jetzt geraten?): Aus einem SPÖ-Skandal auch einen ÖVP-Skandal zu machen. Mit ihm selbst als dessen erstem Opfer. Funktioniert möglicherweise auch - die Täter-Opfer-Umkehr: Laut jüngster OGM-Umfrage scharen sich jedenfalls die eigenen Anhänger um den angegriffenen Parteichef. Kurz schüttelte wie schon bei der Aslan-Studie alle an ihn gerichteten Vorwürfe ungerührt ab.
Kern kam der Wechsel zur Sachpolitik gelegener als Kurz. Das Thema wegspielen, in dem man es ernst nimmt - den alten Rat Tal Silbersteins beherzigte Kern beim Thema Migration dann. Es entbrannte ein kleiner Streit darüber, wer bei der Einhegung der Migrationsströme federführender war. Und Kern gab auch noch den HC Strache: Kurz habe einmal gesagt, dass er den durchschnittlichen Flüchtling für intelligenter als den durchschnittlichen Österreicher halte, so der Kanzler. Tal Silberstein hätte seine Freude daran gehabt.
Blöderweise - für Kern - kam die Sachpolitik aber lange Zeit nicht über die Migrations- und Integrationspolitik hinaus. Erst nach einer Dreiviertelstunde war das nächste Thema, Steuern, dran. Kern machte dieses am Fall Pierer fest. Hätte ihm ein Spindoktor nicht besser aufschreiben können. Und Kurz nahm wiederum die Kurve zur Migration. Als sein eigener Spindoktor in dieser Sache.
Den eiskalten Neoliberalen wollte sich Kurz von Kern dann nicht umhängen lassen, den gierigen Manager Kern von Kurz nicht. Und Arbeitsplätze schaffen wollen beide.
Summa summarum: Kurz war offensiver, Kern aggressiver. Ein Chefredakteur schrieb gar auf Twitter: "Der wurlige Herr Bundeskanzler in seiner Trutzburg. Wütender Grundton. Fatalismus. Unpackbar umprofessionell." So weit wollen wir natürlich nicht gehen.
Und noch eine kleine Nach(t)kritik zu Strache vs. Kurz: Gegenseitige Antisemitismus-Vorwürfe (Hübner/AG-Jus). Gemeinsames Kern-Bashing. Unterschiedliche Geschwindigkeiten in Sachen EU. Urheberrechtsstreit um die restriktive Linie in der Flüchtlings- und Migrationspolitik. Geplänkel in der Wirtschafts- und Steuerpolitik. Und Kurz rief dann noch ein Kanzler-Duell Strache gegen Kurz aus.
Sonst weitgehend unspektakulär. Der (alte) Strache an diesem Abend war Christian Kern.
Im Übrigen bin ich der Meinung, dass man die Anzahl der TV-Duelle um die Hälfte reduzieren hätte sollen.