Tatort Hütte: Hochsaison für Skidiebe

(c) APA (Harald Schneider)
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In den Winterferien steigt die Anzahl der Ski- und Snowboarddiebstähle, die wenigsten Diebe werden aber erwischt. Die Polizei setzt deshalb mit einem Schwerpunktprogramm verstärkt auf Prävention.

Salzburg. Der Tipp ist einfach, aber wirkungsvoll: Wer sein nagelneues, teures Paar Ski beim Einkehrschwung vor der Schirmbar oder vor der Skihütte parkt, sollte es nicht griffbereit abstellen, sondern die Skier trennen und an verschiedenen Stellen aufbewahren. Das erschwert Dieben, die gezielt auf hochwertige Markenskier aus sind, das Handwerk. Denn: Diebe haben nicht die Zeit, den zweiten Ski zu suchen.

Mit Beginn der Wintersaison halten auch die organisierten Banden, die es auf teure Skier und Snowboards sowie Markensportbekleidung abgesehen haben, Einzug in den Skigebieten. Nachdem in den Tagen vor dem Aufsperren der Lifte hauptsächlich die prall gefüllten Lager der Wintersportgeschäfte Ziel von gut organisierten Banden waren, verlagern die Skidiebe ihre Tätigkeit nach Saisonbeginn auf Parkplätze, Skikeller oder vor Skihütten.

80.000 Euro Schaden

Ein typischer Fall: Anfang Dezember wurde in ein Sportgeschäft in Hollersbach im Pinzgau eingebrochen: Die Täter stahlen 85 Paar Ski und Ausrüstung im Wert von 80.000 Euro. Aufgrund von Hinweisen geht die Polizei davon aus, dass die Täter aus Tschechien kommen, doch erwischt hat sie die Diebe bisher nicht. „Wenn man die Täter nicht auf frischer Tat ertappt, ist es fast aussichtslos“, sagt Hermann Rechberger von der Sicherheitsdirektion Salzburg zur „Presse“.

Die Banden, die meist aus dem Osten kommen, transportieren ihre Beute ab und verschwinden. „Uns geht es vor allem um Prävention. Mit der Fahndung können wir diese Tätergruppe nicht besiegen“, ist Rechberger realistisch. Das seit einiger Zeit laufende Schwerpunktprogramm der Polizei in den Skigebieten zeigt allerdings Wirkung. In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Skidiebstähle kontinuierlich zurückgegangen. Waren es 2004 noch knapp 3000 angezeigte Fälle, sank die Zahl 2008 auf 1571 Anzeigen.



„Ein teures Fahrrad lässt man ja auch nicht unversperrt stehen.“

Arno Kosmata, Pinzgauer Polizeichef

Die meisten Fälle in Salzburg gibt es im Pinzgau, gefolgt vom Pongau und vom Lungau. Um die Diebstähle zu verhindern, setzen die Polizisten auf Aufklärung und Präsenz von Streifendiensten auf Parkplätzen und vor Lokalen. „Wir empfehlen den Gästen, ihre Skier nicht ungesichert stehen zu lassen“, sagte Arno Kosmata, Bezirkspolizeikommandant im Pinzgau: „Ein teures Fahrrad lässt man ja auch nicht unversperrt stehen.“

Er wundert sich auch, dass nach wie vor wenige Sportgeschäfte mit Alarmanlagen gesichert sind. Hotel- und Gaststättenbesitzer werden seit einigen Jahren vor Beginn der Saison gezielt beraten, wie sie es den Dieben schwerer machen können. Eine einfache, aber wirksame Methode: Skiställe sollten versperrt werden und nur mit Zimmerschlüssel zugänglich sein. „Offene Skiställe laden Diebe regelrecht ein“, weiß Rechberger.

Etwa ein Drittel der angezeigten Skidiebstähle geht auf organisierte Banden, die die teure Ware in den Osten verschieben, zurück. Bei einem weiteren Drittel dürfte es sich um versuchten oder gelungenen Versicherungsbetrug handeln, schätzt Rechberger. Am Ende des Urlaubs werden die Brettln einfach als gestohlen gemeldet, damit die Versicherung im nächsten Jahr ein neues Paar bezahlt. Es kommt immer wieder vor, dass Wintersportler ihre Skier oder Boards als gestohlen melden. Wenn die Polizei Nachschau hält, sind die Wintersportgeräte dann im Auto.

Und ein weiteres Drittel sind Fälle von vertauschten oder verlorenen Skiern, weiß Rechberger: „Da ist oft Alkohol im Spiel.“ Auch die Sorglosigkeit nimmt zu, weil sich immer mehr Touristen eine Leihausrüstung nehmen. Und auf die wird erfahrungsgemäß nicht ganz so gut aufgepasst wie auf die eigenen Skier.

Tirol führt!

Dabei ist Salzburg gar nicht das meistbetroffene Bundesland. Im Jahr 2008 wurde mehr als die Hälfte der österreichweit 5053 Diebstahlsanzeigen in Tirol gemacht (2885). Gefolgt von Salzburg (1571), Vorarlberg (272), Steiermark (135), Kärnten (94), Oberösterreich (40), NÖ (37) und Wien (19). Im Burgenland haben Skidiebe zuletzt 2006 zugeschlagen.

Detail am Rande: Das Diebstahlsverhältnis von Ski zu Snowboard beträgt 6:1.

Auf einen Blick

Immer mehr Anzeigen
Die Zahl der Ski- und Snowboarddiebstähle steigt. Die Diebe werden jedoch nur selten erwischt, oft handelt es sich um organisierte Ostbanden. Die Salzburger Polizei setzt jetzt verstärkt auf Prävention und Information der Skibesitzer.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.12.2009)

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