Ein Selfie für jeden Catcaller

Männer pfeifen ihr auf der Straße hinterher. Belästigen sie durch unangenehme Bemerkungen, anzügliche Blicke, Rufe und Gesten, oft aus Gruppen heraus. "Catcalling" nennt man das im Englischen. Die Amsterdamerin Noa Jansma hat ihren eigenen Weg, damit umzugehen - für jede Anmache gibt es ein Selfie.

Pfiffe und Rufe seien dabei noch die harmloseren Formen von Belästigung, denen die 20-jährige Studentin ausgesetzt ist.

Bisweilen kam es vor, dass fremde Männer sich ihr auf der Straße in den Weg stellen oder sie zum Sex aufforderten. "Ich habe in solchen Situationen nie gewusst, was ich tun soll", sagte Jansma der BBC.
"Wenn ich dich sehe, bekomme ich wilde Gedanken", rief dieser Mann Jansma von seinem Roller aus hinterher.

Wenn sie sich in der Vergangenheit zu Wehr setzte, sei die Situation oft eskaliert. Das habe ihr Angst gemacht.
Mit "Weheeee horny girl", signalisierte dieser junge Mann sein Interesse.

Andererseits habe sie nicht gewollt, dass Männer mit einem solchen Verhalten davonkommen. Dann fand Jansma eine schnelle Lösung, sich dem Problem zu stellen: ein einmonatiges Instagram-Projekt.
"Mmmmmm beautiful sweet girl", kamen diese beiden Männer ins Schwärmen.

Unter #dearcatcallers, was so viel heißt wie „Liebe Hinterher-Pfeifer“, begann sie Selfies mit den Männern zu machen, die sie belästigten.
Mit "Psssss" und Kuss- sowie Pfeifgeräuschen versuchte es dieser Typ ganz subtil sein Glück.

Sie habe vor den Fotos um Erlaubnis gebeten, sei aber fast nie gefragt worden, zu welchem Zweck die Fotos gemacht werden, erzählte die Niederländerin dem Portal „Het Parol“.

Für sie ist auch das bezeichnend für fehlendes Bewusstsein: "Diesen Männern ist gar nicht klar, dass ihr Verhalten nicht in Ordnung ist."
Justin Biebers Musik hatte wohl diesem männlichen Passanten angetan: "Baby, oh baby".

"Ich will die Männer nicht öffentlich an den Pranger stellen", beteuerte die 20-Jährige.
Nach zehn Minuten Hinterhergelaufe frage er: "Sexy girl! Wo gehst du hin? Kann ich mitkommen?"

"Wenn sie darum bitten, das Foto vom Account zu nehmen, dann tue ich das. Ich will ihr Leben nicht ruinieren."

Es sei ihr vielmehr darum gegangen, auf eine Situation aufmerksam zu machen, die Frauen auf der ganzen Welt begleitet.
"Ich wüsste was ich mit dir mache", ließ dieser Herr auf charmante Art anklingen.

Ein Großteil der Aufnahmen entstand in Barcelona, Belästigungen erlebe sie aber auch laufend in den Niederlanden.
Eines Klassikers hat sich dieses Trio bedient: "Psssst, whoooooop. Können wir deine Nummer haben?"

Wie geplant hat Noa Jansma nach einem Monat ihr Projekt nun beendet. Ihr Instagram-Account hat knapp 300.000 Abonnenten.
Mit "Ey sexygirl, Where are you going alone?" bekundete dieser Mann seine Sorge um Jansma.

Die Studentin ruft jetzt andere Frauen auf, sich ihrem Anliegen anzuschließen und unter dem Hashtag #dearcatcallers weiterhin Fotos hochzuladen.
"Wo wohnst du? Wir könnten zusammen viel Spaß haben."