Sex-Vorwürfe: Filmmogul Weinstein im Abseits

Weinstein mit seiner Ehefrau: Er produzierte viele Oscar-prämierte Filme.APA/AFP/ALBERTO PIZZOLI
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Immer mehr Hollywood-Stars rücken von dem Produzenten ab. Am Dienstag warf auch die Britin Garai Weinstein sexuelle Belästigung vor.

Zahlreiche prominente Weggefährten gehen auf Distanz zu Hollywoodmogul Harvey Weinstein (65), dem von Schauspielerinnen und früheren Mitarbeiterinnen sexuelle Belästigung vorgeworfen wird. Hollywood-Stars wie Meryl Streep, George Clooney, Lena Dunham, Judi Dench und Kate Winslet fanden klare Worte.

Clooney (56) sagte dem Online-Magazin "The Daily Beast": "Es ist unentschuldbar. Anders kann man es nicht ausdrücken". Er kenne Weinstein seit 20 Jahren, sei aber nie selbst Zeuge von anstößigem Verhalten des Produzenten geworden. Gerüchte, wonach "bestimmte Schauspielerinnen mit Harvey (Weinstein) geschlafen haben, um eine Rolle zu bekommen", habe er seit den 90er-Jahren gehört. Dies habe auf ihn aber wie der Versuch gewirkt, Kolleginnen zu erniedrigen, "indem man ihnen abspricht, sie hätten die Rollen wegen ihres Könnens bekommen".

Die Britin Judi Dench (82, "Philomena") bezeichnete die Vorwürfe als "fürchterlich" und drückte ihre Unterstützung für diejenigen aus, die sich über Weinsteins Verhalten beschwerten. Weinstein habe ihre Karriere in den vergangenen 20 Jahren gefördert. Sie sei aber "komplett ahnungslos" gewesen, was die Vorwürfe angehe. Dench hatte 1999 einen Oscar für ihre Darstellung von Elizabeth I. im von Weinstein produzierten Film "Shakespeare in Love" erhalten.

Oscar-Preisträgerin Meryl Streep (68) reagierte mit Entsetzen auf die "beschämenden Nachrichten" über angebliche sexuelle Übergriffe und bezeichnete das Verhalten des Filmmoguls als "unentschuldbar". Von den Vorwürfen habe sie nichts gewusst. "Die furchtlosen Frauen, die ihre Stimmen erhoben haben, um diesen Missbrauch zu enthüllen, sind unsere Heldinnen", erklärte Streep, die mit der Weinstein Company mehrere Filme drehte.

Garai: "Ich war erst 18"

Kate Winslet, die für ihre Rolle in der Weinstein-Produktion "Der Vorleser" 2009 einen Oscar gewann, beschrieb das Verhalten als "fraglos beschämend und entsetzlich und sehr, sehr falsch". "Ich hatte gehofft, dass diese Geschichten nur erfundene Gerüchte seien, und vielleicht waren wir alle naiv. Und es macht mich so wütend", sagte die 42-Jährige dem Magazin "Variety".

Mit der Britin Romola Garai (35) warf dem Hollywood-Produzenten am Dienstag eine weitere Schauspielerin sexuelle Belästigung vor. "Wie jede andere Frau in der Branche hatte ich ein 'Vorsprechen' bei Harvey Weinstein", sagte sie. Der Produzent habe sie in seinem Hotelzimmer im Bademantel empfangen. Garai, die insbesondere aus der Literatur-Verfilmung "Abbitte" bekannt ist, schilderte der britischen Zeitung "The Guardian": "Ich war erst 18. Ich habe mich dadurch vergewaltigt gefühlt". Im Hotelzimmer habe Weinstein ein kurzes Gespräch mit ihr über das anstehende Filmprojekt geführt, und dabei habe sie sich durch seinen "Machtmissbrauch" herabgesetzt gefühlt. Sie habe jetzt erst ihr Schweigen gebrochen, weil vorher die Vertreter der Filmbranche "schockiert" gewesen wären, "dass ich überhaupt dachte, dass das ein Problem ist".

Nachforschungen der "New York Times" zufolge soll der einflussreiche Produzent jahrzehntelang junge Talente und Mitarbeiterinnen sexuell belästigt und mit Abfindungen zum Schweigen gebracht haben. Der 65-Jährige hatte daraufhin erklärt, eine Auszeit nehmen zu wollen. Am Sonntag erhielt er von seinem Filmstudio The Weinstein Company (TWC), das er zusammen mit seinem Bruder Bob gegründet hat, die Entlassung.

Der ältere Weinstein-Bruder Harvey hatte mit seinem Bruder Bob 1979 das Studio Miramax gegründet. 1993 veräußerten sie das Unternehmen an Walt Disney Co., führten es aber aktiv weiter. Im Jahr 2005 gründeten die beiden eine neue Firma, The Weinstein Company (TWC). An dieser hielten sie zuletzt einen Anteil von 42 Prozent.

(APA/dpa)


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