Türkei verurteilt finnisch-türkische Journalistin wegen Terrorpropaganda

APA/AFP/ADEM ALTAN
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Die "Wall Street Journals"-Journalistin hatte über den Konflikt zwischen Regierung und PKK geschrieben. Am Mittwoch startet der Prozess gegen die deutsche Reporterin Tolu.

Ein türkisches Gericht hat eine Reporterin des "Wall Street Journals" (WSJ) wegen Terrorpropaganda zu zwei Jahren und einem Monat Haft verurteilt. Wie die US-Zeitung am Dienstagabend berichtete, wurde Ayla Albayrak wegen eines Artikels aus dem Jahr 2015 über den Konflikt zwischen der türkischen Regierung und der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK im Südosten des Landes verurteilt.

Alybarak hat die finnische und türkische Staatsbürgerschaft und hält sich nach Angaben ihrer Zeitung derzeit in New York auf. Sie will Einspruch gegen das Urteil einlegen. WSJ-Chefredakteur Gerard Baker bezeichnete die Vorwürfe nach Angaben der Zeitung als haltlos und das Urteil als völlig unangebracht.

Das Urteil gegen Albayrak ist eine weitere Belastung für die Beziehungen zwischen den USA und der Türkei. Die beiden Länder hatten Anfang der Woche gegenseitig die Visumvergaben ausgesetzt.

Das Komitee zum Schutz von Journalisten erklärte, das Urteil sei ein Zeichen dafür, dass sich die Bedingungen für Journalisten in der Türkei weiter verschlechterten. "Das türkische Justizsystem ist ein Instrument der Verfolgung geworden", hieß es.

Tolu drohen 20 Jahre Haft

Mehr als fünf Monate nach ihrer Festnahme in der Türkei hat am Mittwoch auch der Prozess gegen die inhaftierte deutsche Journalistin und Übersetzerin Mesale Tolu begonnen. Die 33-Jährige muss sich vor einem Gericht in der Stadt Silivri westlich von Istanbul verantworten. Sie gehört zu einer Gruppe von 18 Angeklagten, denen Terrorpropaganda und Mitgliedschaft in der linksextremen MLKP vorgeworfen wird.

Nach Angaben von Tolus Anwältin Kader Tonc drohen ihrer Mandantin bis zu 20 Jahre Haft. Tolus Vater Ali Riza Tolu sagte der Deutschen Presse-Agentur vor Prozessbeginn, er sei "enttäuscht" von der deutschen Regierung. Im Wahlkampf sei viel geredet worden, aber nun befinde sich diese im "Todesschlaf". Die Vorwürfe gegen seine Tochter bezeichnete er als "nicht wahr" und "leer".

Die deutsche Regierung fordert die Freilassung Tolus und von mindestens zehn weiteren Deutschen, die in der Türkei derzeit aus politischen Gründen inhaftiert sind. Namentlich bekannt sind Tolu, der "Welt"-Korrespondent Deniz Yücel und der Menschenrechtler Peter Steudtner. Sven Rebehn, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Richterbunds, sagte der dpa, er erwarte kein faires Verfahren für Tolu und andere inhaftierte Deutsche. "In weiten Teilen der türkischen Justiz herrscht ein Klima der Angst", sagte er.

(APA/dpa)

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