Aslan-Studie zu Islam-Kindergärten weiter in der Kritik

Archivbild: Ednan Aslan
Archivbild: Ednan Aslan(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Teile der Feldforschung für die Studie sollen an einen Unternehmensberater ausgelagert worden sein. Dieser kritisiert nun seinen Auftraggeber.

Die umstrittene Kindergartenstudie des Religionspädagogen Ednan Aslan soll zu nicht unbeträchtlichen Teilen outgesourct und von einem türkischstämmigen Unternehmensberater erstellt und zugeliefert worden sein. Laut "Kurier" und "Falter" habe Aslan die Studie demnach nicht selbst erforscht, und den Subauftrag auch nicht transparent ausgewiesen. Im Integrationsministerium wusste man davon nichts.

Die Wiener Stadtzeitung "Falter" hatte im Juli über Dokumente berichtet, wonach die Studie über Missstände in Wiener Islam-Kindergärten von Beamten des Außen- und Integrationsministeriums umgeschrieben und zugespitzt worden sei. Die Vorstudie sei dadurch auf das von Außen- und Integrationsminister Sebastian Kurz (ÖVP) politisch gewünschte Ergebnis hingetrimmt worden, so die Kritik. Aslan wies die Vorwürfe zurück. Er stehe zu allen Inhalten und Formulierungen der Studie. Vom Ministerium seien Anmerkungen formaler oder redaktioneller Natur gekommen, inhaltliche Änderungen habe nur er selbst vorgenommen. Auch Kurz wies den Vorwurf des Eingriffs zurück. Die Studie wird derzeit im Auftrag der Uni Wien von der Österreichischen Agentur für wissenschaftliche Integrität geprüft, ein Ergebnis soll nach der Nationalratswahl vorliegen.

Teile der Feldforschung ausgelagert?

"Kurier" und "Falter" berichten nun, dass Aslan Teile der Feldforschung für die Studie offenbar nicht selbst gemacht, sondern gegen Bezahlung outgesourct hatte. Und zwar nicht an Wissenschaftler, sondern an eine Wiener Unternehmensberatungsfirma. Zu den vertraglich vereinbarten Aufgaben zählten demnach die Evaluierung der politischen und theologischen Zugehörigkeit der Vereine und Betreiber von Kindergärten, eine Analyse der erzieherischen Zielsetzungen der Vereine und Betreiber sowie Untersuchungen zu den Homepages der Kindergärten. 10.000 Euro, rund ein Drittel des Projektbudgets, sollen dafür geflossen sein.

Als Co-Autor der Studie scheint der Unternehmensberater nicht auf. Im "Kurier" übt er Kritik an Aslan. Bei jenen Kindergärten, die er untersuchte, habe er nämlich keine Probleme festgestellt. Aslan habe nicht aus einer neutralen Position heraus agiert, sondern alles sehr negativ betont. Auch die Zahl von 150 problematischen Kindergärten hält der Zuarbeiter für zu hoch gegriffen. "Wahrscheinlich sind es nicht einmal 30", wird er im "Kurier" zitiert. Dass es problematische Islam-Kindergärten gebe, sei aber nicht zu bestreiten. So habe er etwa sprachliche Mängel beim Personal von Kindergruppen festgestellt. Die Schuld dafür sieht der Mann bei der Stadt Wien. Der türkischstämmige Unternehmensberater soll in der Vergangenheit an Sebastian Kurz' Integrationsbotschafter-Projekt teilgenommen haben. Eine Nähe zur ÖVP bestreitet der Mann.

Ministerium weiß nichts von Auslagerung

Aslan wollten die Medienberichte nicht kommentieren. Wer ihm Unredlichkeit vorwerfe, werde geklagt, erklärte Aslan gegenüber dem "Falter". Im Außen- und Integrationsministerium betonte man, vom Outsourcing nichts gewusst zu haben. "Dass die Firma an der Studie mitarbeitete ist uns neu. Wir haben das Projekt gefördert, aber wie es umgesetzt wurde, wissen wir nicht", hieß es im Ministerium. Es sei in der Forschung aber "nicht unüblich, Interviews auszulagern."

(APA)

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