Vor der Stichwahl um die Präsidentschaft erwarten sich die kroatischen Wähler ein paar Antworten von Ivo Josipovi¿ und Milan Bandi¿.
Er gilt als belesen, besonnen, stets um Ausgleich bemüht, aber gleichzeitig auch als farblos, trocken und langweilig – halt so wie Heinz Fischer von Österreich. Aber möglicherweise könnte Ivo Josipović schon beim Opernball 2011 neben Fischer in der Präsidentenloge sitzen. Denn der 52-jährige Sozialdemokrat hat gute Chancen, bei der Stichwahl am 10.Jänner zum kroatischen Präsidenten gewählt zu werden (beim diesjährigen Opernball hat Fischer Kroatiens scheidenden Staatschef Stipe Mesić als Gast angekündigt).
Kroatien geht es zurzeit wirtschaftlich nicht besonders. Es wurde in den Strudel der weltweiten Finanz- und Wirtschaftsturbulenzen hineingerissen, zugleich krankt das Land an hausgemachten Problemen, vor allem der Korruption. Wirtschaftskrise und Politikmüdigkeit haben zur niedrigen Wahlbeteiligung am Sonntag beigetragen. Aber genauso hielt die Wähler wohl ab, dass es im „langweiligen Wahlkampf“ (Stipe Mesić) an Visionen für die Zukunft Kroatiens fehlte.
Aber quo vadis, Kroatien? Darauf sollten Josipović und sein Konkurrent Milan Bandić bis zur Stichwahl denn doch ein paar Antworten geben. Wie die Visionen des Berlusconi-Nacheiferers Bandić ausfallen werden, kann man sich ausmalen. Josipović ist zumindest zuzutrauen, dass er über die Korruptionsbekämpfung hinaus kreative Programmpunkte anbieten kann. Obwohl: Was die Kompetenzen des kroatischen Staatsoberhauptes anbetrifft, ist es ähnlich dürftig ausgestattet wie das österreichische. (Bericht: Seite 4)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.12.2009)