Garavani: „Wir können nicht überall sein“

(c) AP (Luca Bruno)
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Valentino Garavani, ein echter Star der Modewelt, hat sich einen Wunsch erfüllt: Er entwarf die Ballettoutfits für das Neujahrskonzert. Der 77-jährige Designer erhält keine Gage für seine kreative Arbeit.

Die Pressekonferenz zum Neujahrskonzert gehört dem Dirigenten allein – und natürlich auch ein wenig dem Vorstand der Wiener Philharmoniker, Clemens Hellsberg. Heuer war das anders. Denn bei der Konferenz im Hotel Imperial, bei der wie üblich neben dem Konzertprogramm nicht viel bahnbrechend Neues bekannt gegeben wird, saßen diesmal gleich zwei Maestri auf dem Podium. Der Dirigent und der Ausstatter der Ballettkostüme.

Der Meister der Musik, Dirigent Georges Prêtre, saß links von Hellsberg, der Meister des Schnitts, Valentino Garavani, rechts. Interessant zu beobachten war dabei, dass der eine (Valentino) den anderen (Prêtre) mehrfach lobte und dessen „Kunst des Dirigierens“ pries. Der wiederum nickte zwar höflich-dankbar, gab dasselbe Lob aber in keiner Weise zurück.

Und damit sind wir beim Kern der Geschichte: Natürlich geht es beim Neujahrskonzert nur um die Musik, die Philharmoniker und – ja, drei Tage vor dem eigentlichen Ereignis geht es manchen Journalisten auch um die Frage „Wer dirigiert das Konzert im nächsten Jahr?“ (mehr dazu und zum Programm auf Seite 23). Das wird aber erst nach dem Neujahrskonzert bekannt gegeben.

Die Balletteinlagen des Staatsopernballetts gehören für Millionen Fernsehzuseher, die das Konzert am Neujahrsmorgen von der Couch aus verfolgen, zwar so dazu wie das im philharmonischen Kollektiv ausgerufene „Prosit Neujahr!“ kurz vor Konzertende, aber es ist doch nur die schöne Zier für das Fernsehpublikum.

Deswegen war es also auch der ORF, der sich um einen prominenten Namen für das Outfit der Balletttänzer kümmerte. Martin Traxl, ORF-Kulturchef, kam während der Biennale in Venedig 2008 auf die Idee. Eine seiner Kolleginnen hatte anlässlich der Premiere des Valentino-Porträtfilms „The Last Emperor“ von Matt Tyrnauer ein Interview mit dem Couturier gemacht. Und weil der so von Wien schwärmte und erzählte, dass er immer geträumt habe, einmal Kostüme für die Oper zu schneidern, dachte Traxl an das Neujahrskonzert. „Ich bin wahnsinnig froh, dass sich das ausgegangen ist“, sagte Traxl am Montag. Auch weil Valentino jemand sei, „den man nicht bezahlt, sondern überzeugt“. Soll heißen: Der 77-jährige Designer erhält keine Gage für seine kreative Arbeit. Die aufwendige Umsetzung der neun Kleider und ebenso vielen Fräcke übernahmen ohnehin Annette Beaufays und ihr Team von den Art-for-Art-Kostümwerkstätten.
Valentino reiste am Montag nach Wien, um bei den Endproben im Kunsthistorischen Museum (dort tanzen die Balletttänzer am Neujahrsmorgen live) dabei zu sein. Er bleibt die ganze Woche in Wien und wird in der Silvesternacht den Kaiserball in der Hofburg besuchen. Was ganz gut passt. Schließlich hält sich der Sohn aus reichem Haus, der seit den Sechzigerjahren Mode macht, selbst für eine Art Kaiser der Modewelt. Den majestätischen Plural beherrscht er perfekt: Auf die Frage, ob er das Neujahrskonzert live im Musikverein erleben werde, sagte er: „Nein, ich werde im Museum sein. Wir können nicht überall gleichzeitig sein.“

Valentino war von dem in Venedig vorgestellten Film über sich nicht begeistert, weil er einige seiner schrulligen Seiten aufzeigt. Der Erfolg und letztlich auch die jüngst verkündete Vornominierung für den Oscar haben aber auch ihn überzeugt. „Der Oscar wäre eine unglaubliche Krönung für einen Kaiser“, soll er gesagt haben.

Ähnlich majestätisch gab er sich auch am Montag. Er begann zunächst ungefragt zu sprechen, obwohl Hellsberg eigentlich ORF-General Alexander Wrabetz angesprochen hatte – und zeigte sich dann doch ungewohnt bescheiden. Er habe nur einen „kleinen Anteil“ an diesem „huge concerto“, und er würde sich freuen, auch im nächsten Jahr wieder für die Kostüme sorgen zu dürfen. „Und für viele weitere.“

AUF EINEN BLICK

Valentino Garavani,
geb. 1932, ist einer der berühmtesten Designer der Welt. Er hat die Kostüme für die Tänzer des Neujahrskonzerts entworfen. Angefertigt wurden sie aber von den Art for Art Kostümwerkstätten in Wien.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.12.2009)

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