Für die Grünen schaut es schlecht aus. Ihnen werden 3,7 Prozent prophezeit, ein Minus von 8,7 Punkten - ein Abschied aus dem Nationalrat.
16.10.2017 um 05:49
Im Wiener Metropol stand am Wahlsonntag eine große Frage im Raum: "Wird sich das ausgehen"? Die Nationalratswahl brachte zwar den erwarteten Sieg von Sebastian Kurz und der ÖVP, wie schwarz der Tag aber für die Grünen ausgehen könnte, kam dann doch überraschend. Seit den ersten Hochrechnungen war es ein Tanz an der Vier-Prozent-Klippe. Eine Reportage von Sabine Hottowy
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Bei den Grünen heißt es jetzt abwarten bis zur Auszählung der Wahlkarten und damit vermutlich bis Donnerstag, ob sie wieder im Nationalrat vertreten sind. Im Bild: Bundessprecherin Ingrid Felipe bei ihrem ersten Statement auf der Bühne des Metropol Theaters.
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Nach der ersten Hochrechung sprach Bundessprecherin Ingrid Felipe davon, dass sie sich sehr "hart" damit täte, bei einem "demokratisch gewählten Rechtsruck" optimistisch zu bleiben. Bundesgeschäftsführer Robert Luschnik betonte den sauberen Wahlkampf der Grünen und spielte damit auf die dauerpräsente Dirty-Campaigning-Affäre an.
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Ein Minus von mehr als 8,7 Prozentpunkten schlug sich jedenfalls bei der Wahlparty im Laufe des Abends immer deutlicher auf die Stimmung. Ohne Briefwahl landeten sie am Abend bei traurigen 3,7 Prozent.
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Angesichts der Hochrechnungen, die nun also auf einen Abschied der Grünen aus dem Nationalrat hindeuteten, hat sich auch Spitzenkandidatin Ulrike Lunacek bestürzt gezeigt. "Ich hoffe, das (der Wiedereinzug, Anm.) wird uns noch gelingen, aber ja, es ist ein Debakel", sagte sie in der ORF-Wahlsendung über die "Zitterpartie". Nun müsse der "Neustartknopf" gedrückt werden.
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Lunacek sprach von einer "bitteren Niederlage", an der es nichts zu beschönigen gab. Zu Peter Pilz merkte sie an, dass dieser schon vor dem Bundeskongress der Partei, bei dem er den gewünschten vierten Listenplatz nicht erreicht hatte, seine eigenen Liste vorbereitet habe. Sie bedaure diesen Schritt und auch dessen Konsequenzen.
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Auch wenn es in der Wählergunst offenbar gefehlt hat, wird bei der Wahlfeier in vielen Gesprächen betont, wie viel Respekt der 60-jährigen Ulrike Lunacek entgegen gebracht wird, weil sie ihren Posten der Vizepräsidentin im EU-Parlament für einen "sehr schwierigen Wahlkampf" aufgab.
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Auf der anderen Seite des Bildschirms, im Metropol, sprach derweil auch Ingrid Felipe ebenfalls über die "Zitterpartie". "Ich bin von dem Ergebnis nicht nur für die Grünen, sondern für Österreich betroffen", sagte sie der "Presse". Im Wahlkampf hätte die Grünen nichts falsch gemacht, "das ist schon tiefer liegender."
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Felipes nächster Fokus liege nun auf ihrer Heimat Tirol. "Ich möchte gerne bei der nächsten Landtagswahl kandidieren, das ist ungebrochen. Die Aufstellung in der Bundespartei werden wir uns in Ruhe ansehen."
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Am Wahlabend sind Analysen der Parteien noch rar, ein augenscheinlicher Grund für den tiefen Fall, ist wohl das grüne Urgestein Peter Pilz, der seiner Partei mit einer eigenen Liste Konkurrenz machte.
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Bildungssprecher und Klubobmann David Ellensohn dazu: "Jede neue Liste, schadet denen, die schon da sind. Und natürlich ist eine Konkurrenzliste von jenen, die früher bei uns waren, nicht förderlich für das eigene Wahlergebnis. Das alleine ist es aber nicht – wie wir das Bundesergebnis auf Wien herunterbrechen, werden wir sehen. Wir werden genau die Bezirks- und Sprengelergebnisse analysieren." Archivbild von David Ellensohn
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Angst vor einem Koalitionswechsel in Wien hält Ellensohn für unberechtigt: "Die Wiener SPÖ und der aktuelle Bürgermeister und auch der namentlich oft genannte Nachfolger haben ein klares Bekenntnis zu Rot-Grün abgegeben. Außerdem hätte Rot-Schwarz in Wien nur ein Mandat Überhang für notwendige Mehrheiten. Das ist auch gefährlich. Wäre ich die SPÖ würde ich den Wiener Schwarzen keinen Moment vertrauen. Die haben sich im Wahlkampf massiv am Wien-Bashing beteiligt."
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Für die Grünen nimmt ein hartes Jahr also seinen Lauf. Im Frühjahr trat Bundessprecherin Eva Glawischnig nach achteinhalb Jahren zurück. Mit der Jugendorganisation haben sich die Grünen zerstritten, die Jungen Grünen traten bei der Wahl in Allianz mit der KPÖ an. Auch in Kärnten gab es eine Abspaltung, der Bundesgeschäftsführer Stefan Wallner und der Kommunikationschef Martin Radjaby-Rasset verabschiedeten sich - und die Partei ging mit der Doppelspitze Lunacek-Felipe in die Wahl.
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Im Rücken hatten sie ein Rekordergebnis von 12,42 Prozent aus dem Jahr 2013 - jetzt ist der Verbleib im Nationalrat höchst fraglich.
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Ein schwarzer Sonntag für die Grünen
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