Winterspiele 2026? Tirol lehnt Olympia deutlich ab

Keine Fünf Ringe in Tirol
Keine Fünf Ringe in TirolAPA/HANS KLAUS TECHT
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Volksbefragung. Nur 46,65 Prozent der Tiroler wollten Winterspiele 2026 in ihrem Bundesland und Innsbruck sehen. Eine Niederlage für Befürworter, damit kehrt Olympia Österreich den Rücken.

Innsbruck/Wien. 46,65 Prozent. Es ist ein deutliches Votum, eine klare Ablehnung des Vorhabens und damit eine finale Entscheidung in der Volksbefragung, ob Innsbruck und Tirol sich für die Winterspiele 2026 bewerben sollen. Die Tiroler haben am Sonntag nach dem vorläufigen Endergebnis mehrheitlich gegen eine Bewerbung gestimmt. 46,65 Prozent der Bevölkerung votierten mit „Ja“, 53,35 Prozent machten beim „Nein“ ihr Kreuz. Die Städte waren mehrheitlich gegen eine Bewerbung, die ländlichen Gemeinden dafür. Dennoch: damit ist das Projekt Geschichte.

Die Austragungsorte – ob St. Anton, Hochfilzen, Seefeld oder Igls, sie stimmten mit deutlichen Mehrheiten mit „Ja“. Alarmierend jedoch war das Ergebnis in Innsbruck selbst, in der Stadt, wo das Event 2026 hätte stattfinden sollen. 67,41 Prozent der Bevölkerung lehnte es dankend ab. Das ist nicht nur der fehlenden Information oder dem Widerstand der Anrainer auf dem Bergisel gegen eine Flutlichtanlage geschuldet, sondern der Angst der Bürger vor diesem Event. Sicherheitsfragen, Abwehrraketen und erhöhte Militärpräsenz, dazu die Angst auf Schulden, nicht weiter benötigten Sportstätten oder Umweltschäden „sitzen zu bleiben“, sie gaben den Ausschlag für das „Nein“.

Es fehlt das Vertrauen

Dass damit eine große, wenn nicht sogar historische Chance vergeben worden ist, die Spiele noch einmal nach 1964 und 1976 nach Innsbruck bzw. Österreich zu holen, ist unbestritten. Die Signale aus dem IOC, das händeringend nach europäischen Destinationen sucht für sein (unbeliebtes) Produkt Winterspiele, waren deutlich. Ein „Ja“ hätte den Zuschlag an sich gesichert, auch waren die Olympier damit einverstanden, gewisse Voraussetzungen in puncto Kapazität, Olympiadorf oder dem Mitwirken anderer Nationen (Eisschnelllauf in Inzell) zu akzeptieren. Selbst die Vision, die Eröffnungsfeier im kleinen Tivoli-Stadion abzuhalten soll nicht als Negativaspekt aufgefallen sein.

Ein Etat von 1,157 Milliarden Euro, die Garantie des Bundes über 500 Millionen Euro für das Sicherheitsaufgebot, es überzeugte die Tiroler nicht. Die Stimmkarten könnten das für das ÖOC überaus ernüchternde Ergebnis zwar noch drehen, es müssten jedoch entgegen den Erwartungen rund zwei Drittel mit „Ja“ stimmen.

Damit ist nach zwei Salzburg- und einer sinnlosen Senza-Confini-Bewerbung mit Kärnten auch der dritte Anlauf gescheitert, Winterspiele zurück nach Österreich zu bringen. Dass in Tirol bereits vorab zwei Volksbefragungen gegen dieses Vorhaben gestimmt hatten, kommt also nicht von ungefähr – ein erneutes Unterfangen, das Event unter den Fünf Ringen nach Innsbruck zu führen, erscheint angesichts dessen als vollkommen sinnlos. Es darf darf dem ÖOC nicht weiter zum Nachteil gereichen, dass 270.000 Euro (brutto) für einen Machbarkeitsstudie bezahlt worden sind. Es wurden alle Optionen in Erwägung gezogen, es ist beim kostengünstigsten Versuch geblieben.

ÖOC-Präsident Karl Stoss war enttäuscht, er hatte emotional dafür diese Spiele geworben. „Wir können das, wir gehen keine Risiken ein“, hatte er unermüdlich wiederholt. „Wir haben leidenschaftlich dafür gekämpft“, sagte Generalsekretär Peter Mennel. „Ich bin enttäuscht, das lässt sich nicht leugnen.“ Auch die internationalen Reaktion verstören – denn die Sportwelt hatte doch mit einem „Ja“ gerechnet.

Tirol dokumentierte, dass man der Olympischen Bewegung, allen voran den Funktionären des IOC, belastet durch Korruption und Schmiergeldaffären, nicht mehr traut. Die Spiele sind zu teuer, zu groß – und die Vision, dass sie zu ihren Wurzeln zurückkehren wollen, muss nun in einem anderen Land realisiert werden.

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