Interview: „Bundesvorstand soll zurücktreten“

Neubaus grüner Vorsteher Blimlinger.
Neubaus grüner Vorsteher Blimlinger.(c) Stanislav Jenis
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Neubaus Bezirkschef Thomas Blimlinger hält einige grüne Positionen für überaltert und rät auch zu personellen Konsequenzen.

Die Presse: Wo lag das Problem der Grünen bei dieser Wahl?

Thomas Blimlinger: Der SPÖ ist es gelungen, gegen Blau-Schwarz zu argumentieren. Viele Wechselwähler, die sonst grün wählen würden, haben SPÖ gewählt, ein kleinerer Teil auch Pilz. Bei den Grünen wurde auch zu wenig darauf geschaut, wie sich die Gesellschaft verändert.

In Neubau haben sie mehr als 20 Prozentpunkte verloren. Viel grünaffiner als dort können Wähler ja gar nicht sein.

Die Affinität reicht nicht, es gibt mehr Bewegung. Ich denke, dass der Bezirk weiter einen grünen Vorsteher haben wird. Viele, die nicht grün wählten, sind dem grünen Projekt weiter zugewandt.


Wo müssen die Grünen thematisch hin?

Man muss sich überlegen, warum sind die Themen der Grünen nicht die, auf die die Leute achten, etwa Umweltschutz oder soziale Gerechtigkeit. Und: Man glaubt ja, die Grünen sind jung und neu. In Wirklichkeit sind viele Positionen überaltert oder bei einer Wahl nicht gefragt. Es muss auch etwas in der Struktur gemacht werden.

Soll es personelle Konsequenzen geben?

Ich rate dazu, dass der Bundesvorstand zurücktritt. Und dass man schaut, welches politische Personal dafür geeignet ist, die Partei wieder aufzubauen.

Soll Maria Vassilakou Grünen-Chefin in Wien bleiben?

Ich halte sie für gut geeignet, wissend dass sie nicht jene ist, die von allen gemocht wird. Ich halte es derzeit für schlecht, jetzt jemand neuen zu holen. Von der alten Garde im Gemeinderat sehe ich niemanden, der das übernehmen könnte.

Kann Peter Pilz den Grünen in Wien das Wasser abgraben?

Sicher wird es Leute geben, die sein Angebot attraktiv finden. Dann wird man reagieren müssen.

Brauchen die Grünen so wie er eine härtere Linie bei Migration und Islam?

So wie es Peter Pilz getan hat und tut, halte ich es für problematisch. Aber die Augen offen zu halten und sich jenseits aller Emotionen der Sache zu widmen, halte ich für richtig. Pilz dreht es jetzt so, als hätten sich die Grünen nicht mit dem Thema beschäftigt, was ja auch nicht stimmt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.10.2017)

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