Steinhauser: "Hätten wir Pilz auf Platz vier gewählt, wären die Grünen im Nationalrat"

Klubchef Steinhauser und grüne Spitzenkandidatin Lunacek
Klubchef Steinhauser und grüne Spitzenkandidatin LunacekAPA/HERBERT NEUBAUER
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Noch-Klubchef Steinhauser bedauert das schlechte Abschneiden seiner Partei. Heute wollen die Grünen über Personelles informieren. Vermutet wird der Rücktritt von Spitzenkandidatin Lunacek.

Die Chancen der Grünen, doch noch in den Nationalrat einzuziehen, gehen gegen Null. Kein Wunder folglich, dass sich die Partei langsam auf den Auszug aus dem Hohen Haus - samt ihrer Büroräumlichkeiten vorbereitet. Dazu gehört auch, wie berichtet, die Kündigung zahlreicher Mitarbeiter. Ein Schock, den man noch länger nicht verdaut haben werde, betont der grüne Noch-Klubchef Albert Steinhauser am Dienstag im Ö1-„Mittagsjournal". „Die Konsequenzen sind brutal", räumt er ein. „Der grüne Parlamentsklub, die Abgeordneten und 90 Mitarbeiter müssen ihre Arbeit einstellen.“

Grüne Entwicklung seit 1986
Grüne Entwicklung seit 1986APA

Die Ursachen lägen auf der Hand, so Steinhauser: „Wir haben diese unnötige Streiterei mit den Jungen Grünen gehabt, dann war die Entzweiung mit Peter Pilz.“ Und letztlich sei dieser dann ja auch „gegen die Grünen“ angetreten. Das alles habe zu einer Negativspirale geführt, die man nicht durchbrechen konnte. Ebenfalls negativ ausgewirkt hätte sich das Dreierduell zwischen ÖVP, SPÖ und FPÖ um den ersten Platz bei der Nationalratswahl. „Da haben wir noch einmal ordentlich an die SPÖ Wähler verloren, aber auch in Richtung ÖVP“, meint Steinhauser.

Im Nachhinein betrachtet, hätte man freilich vieles anders machen müssen. „Aber, es ist eine relativ einfache Geschichte: Hätten wir den Peter Pilz auf Platz vier gewählt, dann wären die Grünen jetzt mit Sicherheit im Nationalrat“, erinnert Steinhauser daran, dass Julian Schmid der Vorrang gegeben wurde, woraufhin Pilz der Partei den Rücken gekehrt hatte. Nun gehe es darum, die Grünen „auf die nächste Phase vorzubereiten“.

Schnellere Personalentscheidung als erwartet

Diese Phase könnte schneller personelle Konsequenzen nach sich ziehen, als bislang gedacht. Zwar hatte die Wiener Grünen-Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou am Vormittag noch gemeint: „Personelle Konsequenzen müssen zum Schluss kommen und nicht zu Beginn." Rund um den zu Mittag tagenden Bundesvorstand gab es aber andere Informationen: In einer Aussendung luden die Grünen unter dem Titel „Personelles nach dem Bundesvorstand" am späten Nachmittag zu einer Pressekonferenz ein.

Politikexperten gingen zuletzt von einem Rückzug der grünen Spitzenkandidatin Ulrike Lunacek aus. Die EU-Abgeordnete hatte sich ja schon während des jüngsten Wahlkampfes von ihren Kollegen und Mitarbeitern in Brüssel verabschiedet. Mit dem Ausscheiden der Grünen aus dem Parlament steht Lunacek nun ohne Mandat da. Wie die "Kleine Zeitung" online berichtet, könnte Thomas Waitz der 60-Jährigen demnach im EU-Parlament nachfolgen. Auch Parteichefin Ingrid Felipe geht demnach, ihre Agenden könnte Werner Kogler übernehmen. 

Ob sich neben Lunacek auch die Tiroler Grünen-Chefin Ingrid Felipe von der Doppel-Spitze als Bundessprecherin zurückzieht, war zunächst noch offen. Ihr Parteikollege Georg Willi riet Felipe am Dienstag, sich nach dem Wahldesaster im Bund ganz auf Tirol zu konzentrieren.

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>>> Bericht im Ö1-"Mittagsjournal"

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(hell/APA)

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