Göweil: "Was ich gemacht habe, war falsch"

Reinhard Göweil wurde Freitagabend als Chefredaktur der "Wiener Zeitung" abberufen.
Reinhard Göweil wurde Freitagabend als Chefredaktur der "Wiener Zeitung" abberufen. APA/Georg Hochmuth
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Reinhard Göweil ist seit Freitagabend nicht mehr Chefredakteur der "Wiener Zeitung". Eine Journalistin beschuldigt ihn der sexuellen Belästigung. Er selbst gesteht der "Presse am Sonntag" gegenüber einen privaten Fehler ein, für den er sich entschuldigt hat. Er sieht keine berufliche Verfehlung.

Der Chefredakteur der "Wiener Zeitung", Reinhard Göweil, wurde am Freitagabend überraschend abgesetzt. Die Leitung der Zeitung, die im Eigentum der Republik steht, übernehmen interimistisch seine Stellvertreter. Seitdem rätselt die Medienbranche vorwiegend in den sozialen Netzwerken über die Hintergründe dieser Entlassung. Einige Kommentatoren sahen ihn als politisches Opfer, was die "Wiener Zeitung" via Twitter bestritt. "Die Presse am Sonntag" hat Reinhard Göweil am Samstag telefonisch erreicht. Erstmals spricht der Beschuldigte selbst.

Aber zur Vorgeschichte: Gegen Göweil besteht der Vorwurf der sexuellen Belästigung. Eine Journalistin behauptet, er habe ihr in einer schriftlichen Nachricht sexuelle Avancen gemacht und das damit verbunden, dass er möglicherweise einen Job zu vergeben habe. Der "Presse" liegt diese Nachricht vor. Die Kollegin wies sein Angebot sofort schriftlich zurück und wandte sich an die Gleichbehandlungsanwaltschaft, die in dieser Nachricht den Tatbestand der sexuellen Belästigung erfüllt sah. Auch dieser Schriftsatz liegt der "Presse" vor. Auch Hanna Herbst, stellvertretende Chefredakteurin von "Vice" in Österreich, hatte am Freitagabend auf ihrer Facebook-Seite ausführlich über den Vorwurf berichtet.

Daraufhin wandte sich die Kollegin an den Eigentümervertreter der "Wiener Zeitung", in diesem Fall ist das die Republik Österreich. Der zuständige Beamte im Bundeskanzleramt konfrontierte Göweil  vergangenen Mittwoch in einem persönlichen Gespräch mit dem Vorwurf und gab ihm die Möglichkeit zur Stellungnahme. Am Freitagabend wurde er mit sofortiger Wirkung entlassen. Geschäftsführer Wolfgang Riedler begründete das mit einem "anlassbedingten Vertrauensverlust". Die Kollegin möchte zu dem Fall zu einem späteren Zeitpunkt auch persönlich Stellung nehmen.

"Trottel-Facebook-Nachricht"

Göweil wehrte sich noch Freitagabend via Twitter und Facebook gegen die Darstellung. "Die Presse" erreichte ihn am Samstag persönlich. In seiner Stellungnahme erklärte er, dass es den vorgebrachten Schriftverkehr auf Facebook tatsächlich gegeben hat: "Dass das ein schwerer privater Fehler von mir war, ist mir klar. Ich will da auch nichts beschönigen. Aber was da jetzt daraus gemacht wird, ist für mich schwer zu verstehen". Dieser "kurze, blöde Chat ist im Jänner passiert, warum das jetzt aufpoppt, ist mir ein Rätsel." Ihm sei wichtig zu betonen, dass er sich bei der Kollegin sofort und noch in diesem Chat für seine verbale Entgleisung entschuldigt und seither nichts mehr von ihr gehört habe. Und: Die Kollegin sei zu diesem Zeitpunkt nicht seine Mitarbeiterin gewesen. Seine Verfehlung sei eine private. "Ich habe eine Trottel-Facebook-Nachricht geschickt und mich danach entschuldigt." Daher werde er auf jeden Fall rechtlich gegen die Abberufung als Chefredakteur vorgehen und noch heute eine Stellungnahme dazu in den sozialen Netzwerken abgeben. Zudem betont er: "Wer immer diesen Chat-Verlauf nachlesen möchte, möge sich bei mir melden."

Weitere Infos dazu lesen Sie in der "Presse am Sonntag".

Der Tweet der "Wiener Zeitung":

Das Post von Hanna Herbst von "Vice":

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