Der US-Elektroautopionier soll sich mit der chinesischen Führung einig sein, ein Werk bei Shanghai zu errichten. Anders als sonst geschieht das ohne chinesischen Joint-Venture-Partner.
Wien. Dass es Gespräche zwischen dem US-Elektroautohersteller Tesla und der chinesischen Regierung über die Errichtung eines Produktionswerks in China gibt, wurde von Tesla bereits im Juni publik gemacht. Nun sollen diese Gespräche zu einem fruchtbaren Ende gefunden haben. So gibt es laut einem Bericht des „Wall Street Journal“ eine Einigung, wonach Tesla in der 2013 eingerichteten Freihandelszone nahe Shanghai schon demnächst ein Werk errichten wird. Das Besondere daran: Anders als in ähnlichen Fällen bisher wird das Werk vollständig unter der Kontrolle der Amerikaner stehen.
Bisher mussten ausländische Unternehmen, sobald sie in China mit einer eigenen Produktion tätig werden wollten, sich zwangsweise mit einem einheimischen Joint-Venture-Partner zusammentun. Das bedeutete aber nicht nur, dass Gewinne aus dem Werk geteilt werden mussten, sondern auch, dass chinesische Unternehmen so Zugriff auf die Technologie der meist westlichen Firmen erhielten. Um die Produktion von Elektroautos zu forcieren, erstellte die chinesische Führung allerdings jüngst das Angebot, dass diese Zwangskooperation bei Elektroautoherstellern entfallen kann, wenn diese sich in einer der elf sogenannten Freihandelszonen ansiedeln, die über ganz China verteilt sind. Tesla ist nun das erste Unternehmen, das auf dieses Angebot eingeht.
Einfuhrzoll bleibt bestehen
Für die Amerikaner bedeutet das nun eine deutliche Kosteneinsparung auf dem wichtigsten Elektroautomarkt der Welt. Zwar muss das Unternehmen weiterhin den 25-prozentigen-Einfuhrzoll zahlen, weil die Fahrzeuge ja in einer Freihandelszone – und somit quasi außerhalb des chinesischen Wirtschaftsraums – erzeugt werden. Allerdings dürften die Kosten bei der Produktion für Tesla nun deutlich sinken, und die Anbindung an chinesische Zulieferer dürfte wesentlich einfacher werden. Tesla-Chef Elon Musk bezifferte die potenziellen Einsparungen durch eine Produktion in China einst mit einem Drittel (allerdings inklusive des Wegfalls jeglicher Zölle).
Die Produktion in China dürfte dabei vornehmlich für den chinesischen Markt und andere asiatische Länder gedacht sein. Dort erzielte Tesla im Vorjahr mit 11.000 abgesetzten Fahrzeugen einen Umsatz von mehr als einer Mrd. Dollar. Das war eine Verdreifachung gegenüber 2015 und entsprach etwa 15 Prozent des gesamten Umsatzes des Elektroautoherstellers.
Zuletzt eher wenig Positives
Tesla selbst wollte den Bericht des „Wall Street Journal“ am Montag nicht kommentieren und verwies lediglich auf die Bekanntgabe der Gespräche im Mai. Allerdings dürfte die positive Meldung den Amerikanern nicht ungelegen kommen, mussten sie zuletzt doch vor allem schlechte Nachrichten vermelden. So musste Tesla in den vergangenen Wochen die Präsentation eines groß angekündigten Elektro-Lkw mehrmals verschieben.
Und auch beim wichtigen Model 3, mit dem Tesla einen Preis von 35.000 Dollar unterbietet, läuft es derzeit gar nicht wie geschmiert. Die ambitionierten Produktionsziele für die ersten Monate wurden deutlich verfehlt. Schuld daran sollen Qualitätsprobleme beim Anlauf der Serie sein. Bisher werden die Autos nur im Stammwerk in Fremont in Kalifornien produziert. Neben einem Werk in Asien stellte Musk in der Vergangenheit aber auch eine Produktion in Europa in den Raum. Schon jetzt hat Tesla ein kleines Assemblierungswerk in Holland. Zuletzt gab es jedoch auch Gerüchte, wonach Magna in Graz eventuell Tesla als Kunde an Land ziehen könnte. (jaz)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.10.2017)