Produziert Nordkorea Algen, um Sanktionen zu umgehen?

(c) REUTERS (Jon Nazca)
  • Drucken

Die Anlagen zur Algenproduktion des Regimes werden immer professioneller. Durch internationale Strafmaßnahmen unter Druck könnte Pjöngjang auf innovative Versorgungswege setzen.

Nordkorea könnte auf eine ungewöhnliche Maßnahme setzen, um internationale Sanktionen zu umgehen: Satellitenaufnahmen deuteten darauf hin, dass das abgeschottete Regime vermehrt auf Algen als "strategische Ressource" setze, heißt es in einem Artikel auf der auf Nordkorea spezialisierten Seite "38 North". Aus der grünen Biomasse könnte Nordkorea nicht nur Nahrung für seine Bevölkerung gewinnen, sondern auch Treibstoff.

Denn Algen sind reich an Nährstoffen und Mineralien. Zudem enthalten sie rund 20 Prozent Fett, das in Biotreibstoff umgewandelt werden kann. Zwar ist es derzeit noch nicht kosteneffektiv, Algen für die Treibstoffgewinnung zu produzieren. Doch das Regime gerät wirtschaftlich unter Druck: Nach den jüngsten Atom- und Raketentests verhängt die internationale Gemeinschaft - und selbst Nordkoreas engster Verbündeter China - immer strengere Sanktionen gegen das stalinistische Land. Das Juche-Regime, das auf Selbstversorgung setzt muss daher andere Wege finden, um seine Versorgung zu sichern.

Grund für die Annahme, dass Nordkorea hierbei auf Algen setzt, liefere der Ausbau und die Entwicklung von Teichen und Glashäusern zur Algenproduktion, heißt es in dem Artikel. Satellitenaufnahmen wiesen darauf hin, dass die Einrichtungen in den vergangenen Jahren immer komplexer geworden seien.

"Grünes Gold"

Neun dieser Anlagen stachen besonders hervor. Insgesamt könne aus diesen Anlagen jährlich 1851 Tonnen Biomasse gewonnen werden. Das entspreche 4075 Barrel Öl pro Jahr, lautet die Hochrechnung. Da Nordkorea laut Schätzungen der CIA täglich rund 17.000 Barrel Öl konsumiere, könnte das Regime heute mit der Algenproduktion rund 0,065 Prozent seines Ölbedarfs decken. Das sei zwar derzeit vernachlässigbar, doch das Potenzial für die Treibstoffgewinnung sei enorm.

Doch noch in einer anderen Hinsicht könne die aus Algen gewonnenen Biomasse "vital" für die isolierte Bevölkerung sein, heißt es in dem Bericht. Forscher weisen darauf hin, dass die grünen Pflänzchen ein effektives Mittel sind, um den Welthunger zu bekämpfen. Auch Dünger lässt sich aus dem "grünen Gold" herstellen. "Diese Ressource könnte eine strategische Bedeutung für Nordkorea haben", schreibt der Autor. "Mit der Zeit könnte sie die negativen Effekte von Sanktionen auf die Energieversorgung und die Lebensmittelsicherheit abschwächen."

>>> Bericht auf "38 North".

(maka)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Der frühere nordkoreanische Vize-Botschafter in London, Thae Yong Ho
Außenpolitik

Ranghoher nordkoreanischer Überläufer hofft auf Volksaufstand

Die Propaganda in dem isolierten Staat werde langsam zurückgedrängt, sagt der frühere nordkoreanische Vize-Botschafter in London, Thae Yong Ho.
Außenpolitik

Nordkorea: Dutzende Tote bei Tunneleinsturz nach Atomtest

Nach dem jüngsten Atomtest in Nordkorea habe ein Tunneleinsturz womöglich 200 Menschen das Leben gekostet, berichten japanische Medien.
Außenpolitik

Ex-US-Präsident Carter will im Nordkorea-Konflikt vermitteln

Der 93-Jährige hält es für möglich, dass Pjöngjang zu einem Erstschlag greifen könnte. Carter hatte auch 1994 schon einmal im Konflikt vermittelt.
Außenpolitik

CIA: Nordkorea "wenige Monate" vor Nuklearattacke auf USA

Pjöngjang könnte schon bald für einen atomaren Angriff auf die USA bereit sein, warnt CIA-Chef Mike Pompeo. Immer mehr US-Bürger fürchten Krieg mit dem Regime.
US-Vizeaußenminister John Sullivan
Außenpolitik

USA bieten Kim Dialog an

Nach Kriegsdrohung beschwichtigt US-Vizeaußenminister.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.